Wettereskapaden auf der letzten Etappe nach Boltenhagen

Wir ließen den Tag ruhig angehen und legten erst mittags in Fehmarn wieder ab. Es stand ja unsere letzte Etappe an, die uns fünf bis sechs Stunden später in unseren aktuellen Heimathafen führen sollte.

Ein Blick zurück auf Fehmarn

Mit gemäßigtem Wind passierten wir die Fehmarnsundbrücke

und konnten endlich – krängungsfrei und bei kleiner Ostseewelle – das Vorsegel trimmen. Der Segelmacher liefert eine neue Genua ja immer mit lockerem Trimmfaden am Achter- und Unterliek (also dem hinteren und unteren Segelrand aus) und diesen kann man nur im ausgerollten Zustand straff spannen. Und aufgrund des bisherigen, starken Windes wollten wir diesen Außeneinsatz nicht riskieren, doch jetzt war es ein leichtes Spiel für mich, die Fäden auf die richtige Länge einzustellen. Und sofort hörte das Flattern im Achterliek auf – herrlich, diese Stille.

Im Hintergrund sieht man schon einen der Schauer, die den ganzen Tag von West nach Ost zogen und sich meist an der Küste abregneten. Wir blieben trocken und segelten unter voller Besegelung fröhlich Richtung Südosten. Zwar mit abnehmenden Wind, aber das tat uns nach den drei sehr windreichen Tagen echt gut.

Tja, und einen dieser Schauer haben wir dann unterschätzt. Irgendwie war es grad so schön gemütlich, das Mittagessen hatte geschmeckt, und ich stieg gerade wieder ins Cockpit. Und dann frischte der Wind innerhalb von Sekunden von zwei auf sechs Windstärken auf. So schnell kann man gar nicht reagieren, wie sich ein Schiff komplett auf die Seite legt. Wow. Also Groß- und Genuaschot fliegen lassen, den Druck aus den Segeln nehmen und sich über den genial funktionierenden Autopiloten freuen – selber Steuern wäre in dem Moment schlicht unmöglich gewesen. Mit acht Knoten Geschwindigkeit düste CARLOTTA dahin, und nach 10 Minuten war der Spuk vorbei. Puh, durchatmen. Alles ist heil geblieben, uns ging es gut, und das Vertrauen in unsere Nordship wuchs weiter.

Diese Front hatte uns im Griff

Auf dem weiteren Weg nach Boltenhagen zog noch so ein Wolkenexemplar von rechts heran,

was aus der Nähe auch wirklich beeindruckend aussah:

Zum Glück waren wir langsamer bzw. der Wind stärker, die Front somit schneller vorbei gezogen, und der Regen duschte Boltenhagen lange bevor wir dort ankamen.

Um 17.30 Uhr hatten wir absolut ruhiges Wetter, Sonnenschein, und im geschützten Hafen von Boltenhagen eine total friedliche Stimmung, Ja, so hatten wir es in Erinnerung und fühlten uns sofort daheim.

Nach 130 Seemeilen in vier Tagen beendeten wir unsere Überfahrt und sind sehr happy, mit CARLOTTA nun in die Saison starten zu können. Die kommenden Wochenenden wollen wir nutzen, um Carlotta noch weiter an unsere persönlichen Belange anzupassen. Dazu zählen z.B. ein WLAN-Router, ein Schiffserkennungs-System “AIS”, der Bilgenalarm oder auch Rauchmelder, teils neue Gardinen und ein Schubladensystem für Töpfe und Pfannen.

Michas Eltern waren heute die ersten lieben Gäste, die wir an Bord begrüßen konnten, um ihnen das neue Schiff zu zeigen. Ich glaube, die beiden können nun noch besser nachvollziehen, warum wir uns genau für diesen Schiffstyp entschieden haben. Nach unserer Kaffeepause im sonnigen Salon ging es dann gemeinsam mit dem Auto wieder nach Hause.