Und wo tropft es nun noch?

Tja, wo fing es eigentlich an mit den Dichtungsmaleschen an Bord?

Wir hatten nach der kleinen Kollision mit dem estnischen Felsen stets einen wachsamen Blick auf feuchte oder gar nasse Stellen unter Deck, waren uns aber unverändert sicher, dass unser Bleikiel höchstens ein paar Kratzer abbekommen hat. Insofern stammten die einzigen Mini-Rinnsale in der mittleren Bilge vom extensiven Duschen im Bad 😉.

Nach unserer schnellen und glücklich-machenden Überfahrt von Tallinn nach Finnland kamen wir am Nachmittag in unserer Zielregion, den finnischen Schären, an. Mit Tallinn hatten wir übrigens unseren östlichsten Punkt der Reise hinter uns gelassen, nämlich 24 Grad 49,9 Ost und 59 Grad 28,0 Nord.

und fanden den traumhaften Ankerplatz umgeben von baumbewachsenen Halbinseln.

Und, wenn man/n soviel Zeit hat, schaut er routinemäßig nach dem Ölstand beim Motor und … findet schwappendes Wasser, was unten im Motorraum nun wirklich nichts zu suchen hat. Der Fließrichtung folgend, hoben wir weitere Bodenbretter an, sichteten feuchte Rinnsale und landeten schließlich im Heck unter unserem Bett, sozusagen im Bettkasten. Dort befindet sich die Ruderanlage. Nun ist unser Schiff so konstruiert, dass der Schaft des Ruders im Bettkasten endet und nur während der Fahrt unterhalb der Wasseroberfläche liegt. Liegt Carlotta also einfach so rum, passiert nichts. Beim aktiven Fahren und Steuern kommt Bewegung in die Sache bzw. zeigen sich die Altersschwächen der beiden Dichtungsringe in der Anlage und lassen Dröpje für Dröpje Seewasser ins Schiff. Über ein paar Tage hatten sich nun gut sechs Liter in den drei Bilgeneinheiten gesammelt. Und das war uns eindeutig too much und ließ die Sorgenfalten wachsen. Erst einmal haben wir alles trocken gelegt und die für sowas vorgesehenen Windeln an strategischen Punkten platziert – die Dinger saugen einfach alles perfekt auf… 🤓.

Übrigens räumt man ja das Bettzeug und die Matratzen beiseite, wenn man in den Bettkasten will. Und was entdeckten wir da??? Passenderweise eine weitere Feuchtstelle, diesmal an der Steuerbordseite. Bettlaken und Matratze hatten schon die meiste Nässe von der Bordwand aufgesaugt, und von unten konnte das definitiv nicht kommen. Für Kondenswasser war es zu viel, und wir erinnerten uns an den starken Regen am Vorabend; also gibt es nun auch eine Undichtigkeit an Deck… Da ja für mindestens zwei Tage nur Sonnenschein vorhergesagt war, verlegten wir diese Ursachenforschung auf den nächsten Regentag.

Uns erschien es notwendig, die Ruderleckage professionell reparieren zu lassen, da wir schließlich noch rund 1000 Meilen vor uns haben, bis wir wieder in Deutschland an einer Werft festmachen würden. Also recherchierten wir nach finnischen Bootsbetrieben, die unsere acht Tonnen schwere Lady per Kran mit Mast aus dem Wasser heben können. Sowas stellt sich im finnischen Internet als nicht besonders einfach heraus, wenn man die Sprache nicht beherrscht und Google Translator an seine Grenzen stößt. Auch Detailfotos von Häfen via GoogleMaps helfen da nur begrenzt; nicht mal in Hanko entdeckten wir so einen Kran. Aber, zum Glück sind unsere Göttinger Freunde mittlerweile an ihrer Schärenhütte bei Kasnäs angekommen und wollten uns gerne behilflich sein. Kaum war Montagmorgen, da hatte uns Aki einen Krantermin für Mittwoch im Dalsbruker Marineservice organisiert. Sooo großartig!

Für uns hieß das lediglich, unseren Törn fortzusetzen, da diese Gegend eh auf unserer Route lag. Wir verließen also morgens die Ankerstelle bei leichtem Wind und ließen uns zu erstmaligem Schärenkreuzen animieren.

Nach der Engstelle, die Ihr im Video gesehen habt, setzen wir Fock und Großsegel, hatten erheblichen Spaß und kamen gut vorwärts. Dann seht Ihr hier die engere, grüne Zickzacklinie, die uns über eine Stunde kostete (und per Motor gerade 10 Minuten gedauert hätte…). Wir hatten Zeit und Segelehrgeiz und erfreuten uns an unserer Selbstwendefock, die solche Aktionen wirklich extrem vereinfacht. Immerhin fuhren wir sehr dicht an Untiefen und Steinchen heran, um ja keinen Meter zu verschenken. Leider schlief der Wind dann komplett ein, und wir bogen spontan in eine Bucht ein. Lazy sunday afternoon, blauer Himmel und heißer Sonnenschein – da muss man, äh, frau, einfach mal baden gehen.

Wer jemals einen, logischerweise engen Neoprenanzug angezogen hat, weiß, wie schnell man dann ins kühle Nass will… 🥵🥵 Ich hätte aber nicht gedacht, wie kalt 11,9 Grad wirklich sind. 1000-Meter-Schwimmen war echt nicht drin!!

Gemütlich zuckelten wir am Nachmittag weiter. Das ist ja das Tolle: wenn man keinen Hafen benötigt, es lange hell ist und das Wetter mitspielt, kann man im sommerlichen Norden sehr lange weiterfahren. Während wir also gen Westen motorten und die Sonne langsam unterging,

suchten wir uns eine Insel aus, die uns gegen die aufkommenden Nordostwind schützen würde. Und genau da, legte ein Fischer gerade seine Netze aus…na gut, dann schauen wir halt mal um die Ecke und – wow – diese Bucht war in unseren Büchern und Navi nicht als so perfekt erkennbar.

Ein fast geschlossener Kreis aus Felsen und Fichten sorgte für totale Stille und herrliches Übernachten. Für uns wurde einmal mehr klar, dass man in diese Region nicht mit dem Auto reisen sollte. Von der Wasserseite bieten sich einmalige Ansichten und Orte, zu denen man eben mit dem Pkw nicht hinkommt. 🤗

Montag waren wir früh unterwegs. Alle Segel gesetzt, und so konnten wir die Hälfte der Strecke bis Hanko segeln – dann musste der Motor wieder ran.

Uns hatten die Fotos von der Hanko Marina fasziniert, da ja wohl der größte Teil des Hafens in die vorgelagerte Felsenwelt hineingebaut wurde.

Wie kamen die Leute bloß von da ans Land, fragten wir uns. Tatsächlich sahen wir bereits während der Anfahrt ein “Hafentaxi”, was permanent hin und her fuhr. Wir peilten den, oh je, vollen Gästesteg an und konnten, schwups, in eine Lücke huschen, die ein ablegender Segler für uns frei machte. Sofort stand die Besatzung der Nachbarboote parat und half beim Anlegen. Und, während ich vorne noch alle Leinen festzurrte, quatschte Micha schon mit dem Nachbarehepaar…mit folgenschweren Konsequenzen für den späteren Abend…!!😉😜

Erst einmal galt es, eine SIM-Karte zu kaufen, um in den Genuss der 30 Tage – Internetflat zu gelangen. In Finnland sorgt das Gesetz dafür (!!!), dass jeder Finne Zugang zum Internet haben muss. Insofern konnten wir für günstige 25 Euro eine Unlimited-Access-Karte erwerben – jipppiiiih! Wir kannten das ja schon vom letzten Jahr und hatten regelrecht daraufhin gefiebert – und nun war die Karte noch günstiger geworden – einfach klasse!!

Das Abendlicht lockte DAISY in die Luft,

die natürlich auch wieder an Bord zurück wollte…

und schon kamen Lissu und Marco rüber zu uns. Was für ein netter Abend, was hatten wir Spaß!!

Zwar ist das Foto nicht ganz scharf 🥴, zeigt aber bestimmt uns lockere und gemütliche Runde. Lissu setzt seit drei Jahren ein Konzept für Kinderbücher um, um (finnischen und schwedischen) Kindern das Element Wasser, die Umwelt und natürlich auch das Segeln näher zu bringen. Bücher, die mittels Handy-App Videos und Musik aktivieren und somit sehr moderne “Lesebücher” sind. Uns hat Lissu auf jeden Fall überzeugt, und vielleicht wird es bald auch eine deutsche Version geben.

Wir hatten ja einen Termin in Dalsbruk (oh man, Termine im Urlaub… 😉), so dass wir Hanko gleich am nächsten Tag wieder verließen.

Aber, wenn Termine durch ein Wiedersehen mit lieben Freunden geprägt sind, ist das doch schon mal prima.

In der Dalsbruker Werft hatte man zwar eigentlich gar keine Zeit für uns, schickte aber doch schon am Dienstag Nachmittag zwei Techniker, die sich unser Ruderproblem ansahen.

Es stellte sich heraus, dass die erforderlichen Dichtungsringe nicht vorrätig seien und wir mindestens eine Woche hätten warten müssen. Zeitgleich meldete sich Philipp, unser Ansprechpartner bei Nordship Yachts und versicherte uns, dass wir mit dieser kleinen Leckage ganz beruhigt bis Herbst weiterfahren können. Mehr als die paar Tropfen, die wir ja geschickt auffingen, würden nicht auftreten. Einmal mehr vertrauen wir unserer hochwertigen Schiffskonstruktion und verlassen Dalsbruk noch am gleichen Tag.

Und damit sind wir beim nächsten Wasserthema, wobei Wasser es nicht 100%ig trifft… 😉 Es geht um unsere Toilette an Bord, die auf einmal nicht mehr genug Wasser ansaugte, um effektiv abzupumpen. Wir lagen abends am nächsten Ankerplatz und mußten unsere Reise erneut um eine Reparatur herum planen. So ein Sch… Es war somit klar, dass wir unseren Besuch bei Aki, Matti und Kirsten mit einer WC-Demontage beginnen mussten – aber eben an einem Steg, wo wir im Falle der Fälle landseitige Örtlichkeiten nutzen könnten…

Ich will nun an dieser Stelle nicht noch tiefer in die WC-Materie einsteigen, geschweige denn, Euch mit adäquaten Bildern erfreuen… 🤣🤣, aber eins kann ich Euch nicht vorenthalten:

Als ich nämlich das Bad für die Reparaturarbeiten vorbereitete und hierfür Dinge aus dem Unterschrank holte, entdeckte ich die nächste Undichtigkeit. Grrrr!! Der Warmwasserschlauch am Waschbecken hatte sich gelockert – man, hatte der nichts anderes zu tun????? – und tropfte fröhlich vor sich hin. Auch das war aber zum Glück wohl gerade erst passiert und somit noch kein echter Schaden entstanden. Da kann man einfach mal die Wasserpumpe abstellen und die Schlauchschelle fester ziehen und – na, ratet mal – eine Windel darunter platzieren.

So, nun erstmal genug von unseren Maleschen. Mal sehen, wie es weiter geht.

 

25. Juli von Tallinn nach Finnland – Ankern vor Porkklanniemi
20. Etmal: 35 Meilen, davon nur drei mit Motor (irgendwoher muss das warme Duschwasser ja kommen…)

26. Juli von Ankerplatz zu Ankerplatz (Groplandet)
21. Etmal: 37 Seemeilen, diesmal 34 motorend wegen Windstille

27. Juli von der Ankerbucht Groplandet nach Hanko
22. Etmal: 15 Seemeilen, 50/50

28. Juli von Hanko nach Dalsbruk und weiter zum Ankerplatz Styrmansholmen
23. Etmal: 30 Meilen unter Motor

29.-31. Juli von Styrmansholmen via Kasnäs Hafen zum Steg bei Aki + Kirsten
24. + 25. Etmal: gesamt 13 Meilen mit dem Motor