Und das hätten wir verpasst…

So gut uns das Radeln auf Kokör und der schnuckelige Hafen Karlby gefallen haben, so sehr nervte uns am Donnerstag Nachmittag das kalte Wetter. Ja, wenn die Sonne mal durchkam, wurde es warm, aber meist blies der Nordwind und ließ die Temperaturen auf nicht mehr als 16 Grad – gefühlt wie 10 – ansteigen. Wir waren regelrecht durchgefroren und haben uns schon um 17 Uhr in unserem Salon verschanzt. Irgendwie war der Wurm drin…

Vielleicht reichte es ja einfach nach fünf Wochen und dann so weit im Norden? Sollten wir nicht wieder in den Südosten Schwedens fahren, wo es sicher viel wärmer ist und wir auch mal die Füße ins Meer halten können?? Wollen wir wirklich noch weiter gen Osten segeln bei diesem anhaltenden kühlen Nordwind???

Wir betrachteten alle Möglichkeiten, schauten uns die Häfen bzw. Inseln an, die uns besonders empfohlen worden sind, diskutierten hin und her und entschieden uns, einfach mal eine Nacht drüber zu schlafen. Wahrscheinlich hatten wir vor allen Dingen den Kälte-Blues. 😥

Freitag Morgen weckte uns der Sonnenschein, und schon sah die Welt viel freundlicher aus. Ganz klar, ein Zeichen!! 😉 Außerdem kommt es ja auf eine Woche mehr oder weniger eh nicht an. Was aber viel wichtiger ist, wahrscheinlich segeln wir nicht so schnell wieder hierher – wer weiß denn schon, was wir im nächsten oder übernächsten Jahr machen oder was überhaupt so anliegt? Und, wenn wir schon die Gelegenheit haben, Freunde in einer Woche in der Nähe von Turku zu treffen, dann zuckeln wir halt zwischen den Inseln herum und erfreuen uns weiter an diesem großartigen Archipel. Also, Route nach Jurmo geplant und los ging’s.

Am frühen Nachmittag erreichten wir die angepeilte Ankerstelle auf der Südseite der Insel Jurmo. Aufgrund des starken Nordwinds, der schonungslos in den im Norden liegenden Hafen hineinbläst, hatten wir uns für’s Ankern entschieden. Schon beim Herantasten an die Küste spürten wir den wärmeren Landwind,

und, wie man erkennen kann, konnten wir aufgrund des steilen Gefälles, sehr dicht an das Ufer heran fahren und dort das Eisen fallen lassen. Natürlich trieb uns der Wind doch noch ein ordentliches Stück wieder aufs Meer, aber “Schlauchi” brachte uns trockenen Fußes an Land.

Auf Google Earth hatten wir Trampelpfade entdeckt, die wir schnell fanden und so zu einem offiziellen Weg gelangten. Wie sich später heraus stellte, war der von uns zu überkletternde Zaun nicht grundlos vorhanden, denn, auf der Insel leben Alpakas – allerdings justamente auf einer anderen Wiese. Wobei, Wiese ist nicht korrekt. Jurmo ist eine sandige Heide- und Wacholderinsel, fünf Kilometer lang und einen Kilometer breit mit großem Naturschutzpark, kleinem Hausberg, dem erwähnten Hafen und zwölf Einheimischen.

Im Hafen bietet ein kleines Laden-Café mit Aussichtsterrasse

neben einer erstaunlichen Breite an Lebensmitteln inkusive Selbstgebackenem und selbstgeräuchertem Lachs, die zu erwartenden Alpaka-Socken. 🙂 Und, ob wirklich von jeder Sorte nur eine (leere) Flasche zu finden ist und wer die alle ausgetrunken hat, konnten wir nicht final klären. 😀

Auch dieses Getier hätten wir hier nicht erwartet… (die Eier waren leider ausverkauft).

Nach zwei Stunden marschierten wir wieder zu unserem Ausgangspunkt

und waren ganz happy, CARLOTTA an der gleichen Stelle wieder zu finden.

Immerhin ließen wir unsere schwimmende Ferienwohnung einfach mal so alleine, und das fühlt sich eben doch anders an, als wenn man sein im Hafen vertäutes Schiff mal unbeaufsichtigt lässt. Ich bin ja auch fest davon überzeugt, dass CARLOTTA sich ebenfalls gefreut hat, uns wieder zu sehen. 😉

Samstag Vormittag motorten wir zwei Stunden nordwärts, um uns Björkö anzusehen. Jeder hatte uns genau diese Insel ans Herz gelegt, da es kaum eine geschütztere Ankerbucht im Süden des Archipels gäbe und ein Süßwassersee zu umwandern sei.

Allein die lange Zufahrt hinein in diese Bucht war schon ein Traum. Knapp an diesen flachen

und hohen Felsen vorbei,

bis ganz ans Ende vor den Wald.

Die meisten Besucher legen direkt am Felsen an, dicht nebeneinander und bringen ihren Heckanker aus. Wir hatten dazu aus zweierlei Hinsicht keine Lust: erstens war uns die Hundedichte auf den Booten mal wieder zu hoch und zweitens sollte der Wind nachts drehen, was zu unschönem Schiff-an-Fels-Schubbern führen könnte. Dann doch lieber frei schwojend am Anker.

Waren wir unterhalb der Felsen doch sehr vorm frischen Wind geschützt, pustete es uns auf unserer Wanderung erheblich um die Ohren. Diese führte uns auf einem markierten Weg um den See herum und zwar mal an der Felsaußenseite

und mal innen dicht am Ufer, mal durch Wacholder und Blaubeeren, mal kletternd über die Steine, über Holzstege oder durch einen Wald. Die Pflanzen- und Blumenwelt ist enorm abwechslungsreich; sogar eine wilde Fette Henne haben wir entdeckt. Traumhaft! Aber seht selbst und folgt uns auf diesem Naturpfad.

Zum Abschluss nochmal DAISYs Überblick:

Süßwassersee auf Björkö

So, und diese beiden Inseln und ihre Besonderheiten “wollten” wir verpassen??? Nee, nicht wirklich! Man, sind wir froh, dass wir nicht schon umgedreht sind! Umso gespannter sind wir nun auf die nächsten Tage, an denen wir noch zwei, drei neue Inseln erobern können!

12.7. von Karlby nach Jurmo – 21. Etmal
25 Seemeilen: 19 Segeln – 6 Motor

13.7. von Jurmo nach Björkö – 22. Etmal
10 Seemeilen unter Motor