Ein heißer Ritt nach Kokär

Unsere Route führte uns am Dienstag Morgen bei grauem Himmel von Degerby weiter gen Südosten. Wir näherten uns dem östlichen Rand des Aland-Archipels und nutzten die, laut Seekarte, einzig eingetragene und somit empfohlene Strecke durch die Inselwelt. Die Alands bestehen übrigens aus über 6700 Inseln, von denen nur 60 bewohnt sind.

Selbst auf diesem offiziellen Fahrtweg gibt es unbetonnte Stellen, obwohl extremes Flachwasser oder unter der Wasseroberfläche liegende Felsen zum Greifen nahe passiert werden. Umso spannender ist es also, solche Strecken zu Segeln und dann noch bei fünf bis sechs Windstärken. Der große Vorteil dieser Inselwelt ist, dass die Wellenhöhe nie unangenehm wird, auch, wenn es tatsächlich mal längere, felsenfreie Passagen gibt.

Die erste Stunde legten wir bei Rückenwind nur mit Genua zurück, und dabei spürte man den starken Wind kaum. Dick eingemummelt hatten wir uns allerdings da schon – immerhin zeigte das Thermometer gerade mal 12 Grad an, was bei Wind auf der Ostsee gefühlt eher acht waren. Kurz vorm Kurswechsel refften wir zuerst das Vorsegel und ergänzten dann um ein ebenfalls zu 2/3 gerefftes Großsegel – und dann fing der Spaß an. Drei Stunden lang preschten wir mit halbem Wind (also komplett von der Seite kommend) voran

und wechselten uns beim Steuern ab. Das Manövrieren durch die Engstellen überließen wir nicht dem Autopiloten, da dieser bei plötzlichen Böen den erforderlich Kurs nicht akkurat genug halten kann. Auf diesem Foto sieht das ja recht entspannt und sutsche aus, obwohl wir mit stetiger Krängung unterwegs waren.

Die Zufahrt in die Inselgruppe um Kokär bietet ein wellenfreies Becken, das uns ausreichend Platz bot, um die Segel schnell zu bergen. Per Motor legten wir die letzten drei Meilen zurück und näherten uns dem mehrfach angepriesenen Hafen Karlby. Da es der einzige von vier Häfen auf Kokär ist, der eine längere, anspruchsvolle Einfahrt aufweist, rechneten wir nicht mit vielen Gästen. Pustekuchen! Eine Mitarbeiterin des Hafenteams winkte uns beim Näherkommen heran und wies uns einen Platz zu, der erst auf den zweiten Blick ersichtlich war. Immerhin versperrten wir damit zwei anderen Schiffen die Ausfahrt.

Es war proppenvoll, und immer noch trafen neue Segler und Motorboote ein, von denen keins kürzer als 10 Meter war. Für jeden wurde ein Liegeplatz gefunden bzw. geschaffen und alle rückten halt eng zusammen. Übrigens fast nur noch Finnen – wir waren die einzigen Deutschen, ist halt nicht um die Ecke…

Der hintere Teil des Hafens Karlby – und wir parken zwei Yachten zu…

Der Hafen von Karlby mit kleinem Hotel und Café liegt äußerst windgeschützt unterhalb hoher Felsen und schreit geradezu danach, von DAISY in Augenschein genommen zu werden.

Karlby auf Kokär

Vor allen Dingen, da sich am Mittwoch alle Wolken verzogen hatten und die Sonne ganz wunderbar auf uns herab strahlte. Wir ließen uns Zeit mit der Erkundung der Insel und machten uns einen gemütlich-aktiven Tag im Hafen. Fensterputzen und Staubwischen macht bei Sonnenschein auch mehr Spaß (so oft wie wir hier Fenster säubern, passiert das zuhause nicht… 😉 ok, dort klebt auch kein Salzwasser dran…), zig Leinen an Bord boten sich zum Wäschetrocknen an, und Micha testete endlich mal unser Schlauchboot.

Aus den Tiefen der Salonkiste heraus bugsierten wir das große Paket an den Steg und waren überrascht, was für ein stabiles und intaktes Boot wir mit erworben hatten. Man beachte die goldene (!!!) Griffleine. 🙂

Es schwimmt, es schwimmt und hat kein Loch!!! Supi, dann mal Tschüß und weggepaddelt.

Noch eine Aktivität, die sich herrlich an lazy Hafentagen erledigen lässt:

Ich konnte gar nicht so schnell Scheiben abschneiden, wie die ersten Stücke des Eierlikörkuchens verputzt waren. 🙂

Micha nutzte die Backzeit, um eine besondere Funktion der Drohne auszuprobieren. Ziel war es, ein interaktives Panorama-Bild zu gestalten, damit der Betrachter in einer 360 Grad-Ansicht mal mehr von der Seite, mal mehr von oben, von links oder von rechts die beeindruckende Landschaft anschauen kann.

Das Foto bewegt sich zwar von alleine, wer es aber beschleunigen möchte oder gar die Perspektive ändern will, nutzt die Maus oder sein Touchpad.

Auf Kokär gibt es doch tatsächlich eine Apfelplantage mit den dazu gehörenden Bienenstöcken. Dazu gehört ein kleines Restaurant, das uns empfohlen wurde und das für eine Radtour mit DAISY ein wunderbares Ziel war.

Apfel- oder Pfannkuchen gab es zwar nicht, aber der Mittagstisch war auch ohne Äpfel äußerst schmackhaft. http://www.aplagarden.ax/

Kaum waren wir von unserer Radtour wieder zurück, stieg die Frequenz der einlaufenden Schiffe in Kombination mit der wirbelnden Hafenmeisterin wieder an. Einfach klasse, wie sie Yachties motivierte, sich dichter an den Nachbarn zu binden oder selbst auf Besitzer-losen Schiffen rumsprang, Leinen neu festmachte, um Platz zu schaffen und dann jeden Neuankömmling super freundlich in Empfang nahm. Nachdem wir zwischenzeitlich ja einen offiziellen Platz eingenommen hatten, kam nun eine große Yacht in die freie Lücke und blockierte erneut zwei Segler wie wir vormals. Echt klasse, wie das hier flutscht.

Wir fühlen uns an die Dyvig in der Dänischen Südsee erinnert (und alle Segler, wissen jetzt genau, was wir meinen). Neben vielen seniorigen Seglern, kommen viele finnische Familien mit kleinen Kindern her und dies teils noch mit ein bis zwei Hunden an Bord. So eine Hundedichte auf wenigen Metern hatten wir in diesem Urlaub noch nicht (und dann bellen die immer sooo “schön”… grrrr 👿 )

9.7. von Degerby nach Karlby auf Kokär – 20. Etmal
29 Seemeilen: Segel 25 – Motor 4