Los geht’s mit Inselhopping

Samstag Morgen erfreute uns mit blauen Himmel und wenig Wind – genau wie vorher gesagt. Wir hatten uns ein Ziel im Osten ausgesucht, zu dem wir eine der wenigen Drehbrücken in den Alands passieren mussten.

Wir wussten, dass diese Brücke sich für Segler einmal pro Stunde öffnete, entdeckten aber erst beim Frühstück um acht Uhr, dass dies immer zur vollen Stunden für max. zehn Minuten passierte. Ein kurzer Abstimmungsblick genügte, und innerhalb von 15 Minuten verließen wir den Hafen von Mariehamn – da saß jeder Handgriff. 🙂 Gut 25 Minuten brauchten wir für die Fahrt zur Brücke und reihten uns dort in die Warteschlange ein.

Wie am Ende des Films zu sehen ist, bleibt es hier weiter felsig und und waldig. Entweder sind es schroffe, steile, rötliche Felsen oder dicke, glatte Gnubbels, auf denen man herrlich herum tapern kann. Und dazu hatten wir dann auch an unserem Zielhafen die Gelegenheit.

Unseren Mast kann man ganz rechts außen noch durch die Bäume erkennen oder hier

gerade noch die Spitze… 🙂

Dafür, dass es hier so friedlich aussieht, hatten wir reichlich Anlegestress. Wir wußten ja, dass uns hier nachts eine Welle ans Schiff plätschern würde, und daher wollten wir mit dem Heck an den Steg anlegen. Wir hakten also unseren Mooringstick vom Bug aus an die Boje und merkten erst dann, das unsere Festmacherleine viiiiiel zu kurz sein würde. 😯 Also, 30-Meter-Leine rausgeholt, neuer Anlauf und nun hieß es, rückwärts am Steg festzumachen. Der Wind trieb uns aber gewaltig zur Seite, und wir brauchten mehrere Versuche, bis wir endlich hinten fest waren sowie weitere Leinenmanöver, bis wir einigermaßen gerade zwischen den Leinen hingen. Während wir uns im Cockpit erholten, nahmen wir aber ein lautes Wellenklatschen wahr…Erstmalig lagen wir an einem Holzsteg (übrigens recht alt, verwittert und mit herausstehenden Nägeln an einigen Stellen – grrrr), dessen Konstruktion das Wasser von unten stetig an den Felsen platschen ließ. Mit anderen Worten: der ganze Aufwand war umsonst!! 🙁 Naja, zumindest was ein angenehmes Übernachten betraf. Ansonsten gab es hier schon einiges Schönes zu entdecken.

Wir machten uns auf den Weg,

entdeckten einen markierten Wanderweg und stratzten den Berg hinauf.

Weiter oben konnten wir fast in unsere Bucht hinunter schauen

und kamen dann zu einer alten Festungsanlage.

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gehörten die Alands und das finnische Festland zu Schweden und fielen dann für knapp 60 Jahre an die Russen. Zwischen Bomarsund und einer östlicheren Insel lag damals eine tiefe Fahrrinne, die größeren Kriegsschiffen die Durchfahrt ermöglichte.

Dies galt es zu verhindern, so dass auf beiden Seiten Festungen erbaut wurden. Letztendlich wurde alles in 1854 durch Engländer und Franzosen zerstört und von der russischen Besatzung befreit.

Unser Rundweg führte uns dann durch Wälder zu einem Campingplatz, der an den kleinen Hafen angrenzte. Dem Reiseführer nach, sollte uns hier ein Café und/oder Restaurant sowie für uns nutzbare Sanitäranlagen erwarten. Ein kurzer Check reichte, und der marode Eindruck, den wir vom Steg gewonnen hatten, setzte sich hier fort. Nee, nee, hier fahren wir einfach wieder weg.

Die Gegend bot uns eine Ankerbucht in 20 Minuten Entfernung, und wir konnten einen genial ruhigen und schönen Abend dort genießen.

Weitläufige Insel- und Wasserwelt

Nach dieser ungestörten Nachtruhe schworen wir uns, den Ankerfaktor in diesem Urlaub weiter zu steigern! 🙂

Sonntag galt es, das schöne, leicht wolkige Wetter zu nutzen, bevor uns Montag Schietwetter mit Regen erreichen würde. Noch während der Anker hoch rasselte, setzte ich das Vorsegel, und wir trieben genüßlich aus der Bucht heraus. Wir hatten die Ruhe weg, und uns eilte nichts – ja, so fühlt es sich wohl an, wenn vier Wochen Urlaub “geschafft” sind 🙂 🙂 Später setzten wir den Gennaker, und halsten uns den Fahrweg entlang. Leichtwindsegel sieht man hier nicht so viele. Wahrscheinlich weil die meisten den Aufwand scheuen, wenn in diesen engen Fahrwassern ein Kurswechsel ansteht, da die Schot immer vorne um den Bug herum gelegt werden muss. Und genau diesen Aufwand hatten wir für ein paar Stunden betrieben. Manchmal flutschte das einfach, manchmal verhakte sich aber auch die Leine, und dann kamen das flache Ufer oder der nächste Stein viel zu schnell zu nahe… 😕 Und dann gab es natürlich auch wieder ein paar große Weggefährten:

An dieser Stelle muss ich wohl mal erklären, was ein WILLI ist… 🙂 WILLIs sind für uns alle gelb-schwarzen Gefahrentonnen, die im oder am Rande des Fahrwassers vor Untiefen in Form von Flachwasser oder Steinen oder dergl. warnen. Je nach Lage der Untiefe ist die Tonne entsprechend gestreift und/oder mit Dreiecksformationen oben drauf versehen, so dass man weiß, wo so ein Hindernis sicher umfahren werden kann. Es gibt also entsprechend der Himmelsrichtungen vier WILLIs > ein Süd-Willi steht im Süden des Hindernisses und kann also sicher im Süden umfahren werden. Und welches Tier ist gelb-schwarz gestreift, hat einen dicken Bauch und drömelt in der Gegend herum??? Na klar, der beste Freund von Biene Maja!!!! 😀

Am frühen Nachmittag erreichten wir Degerby auf Flötö.

Historische Lotsenstation auf Flötö

Unsere finnischen Bekannten hatten uns von dem Fischbuffet im Hafenrestaurant vorgeschwärmt, was uns als ausreichend reizvolles Merkmal für diesen Liegeplatz erschien. 😉 Schnell hatten wir angelegt, um dann im Laufe der nächsten Stunden zig weiteren Yachten beim Anlegen zu helfen. Der Wind hatte reichlich zugenommen – halt Schietwetter im Anmarsch – und so wollten alle rechtzeitig sicher vertäut sein.

Nur noch Finnen und ein paar Schweden…Die Dichte an deutschen Flaggen hat stark abgenommen. Mittlerweile haben wir erkannt, dass alle hier eine Alands-Flagge hissen, von deren Existenz wir frevelhafterweise nichts gewusst hatten. Eigentlich ganz klar, da es sich um eine weitestgehend politisch autonome Region innerhalb Finnlands handelt, in der auch noch nur schwedisch gesprochen wird. Die machen IHR Ding hier, und dazu gehört dann auch eine eigene Flagge. Und, wie wir finden, eine echt farbenfrohe Hübsche:

Wir haben ja “zum Ausgleich” bereits seit Juni unsere Europa-Flagge gehisst (mittlerweile am Heck bzw. Achterstak), die allerdings auf dem obigen Foto nicht gut zu erkennen ist.

Recht “urig” – wie auch die Steganlage und angrenzende Gebäude – war das Hafenmeisterbüro:

Der Hamnkapten residiert in diesem Motorboot und kassierte etwas übertriebene 30 Euro Gebühr, wofür wir ein rosa Bändchen an unseren Bug knoten konnten. Natürlich haben die Versorgungsmöglichkeiten in so einer Inselwelt ihren Preis, aber, wo kaum Service, da eigentlich auch günstiger…Wir dachten einmal kurz an unseren Heimathafen Boltenhagen und was dort an Sicherheit und Service für 27 Euro geboten wird. Aber, der liegt halt auch gute 1200 Kilometer entfernt von uns. 😉

Zum Abschluss des heutigen Tages braucht es noch einige Worte zur Nahrungsaufnahme hier auf Föglö. Der Supermarkt bot eine Jogurt-Variante, die Micha einige Minuten liebevoll in Augenschein nahm, während ich mich verständnislos abwendete.

Deutlich leckerer war dann das Fischbüffet im Hafenrestaurant.

Eine schier endlose Varianz an geräuchertem und eingelegtem Fisch inklusive Fisch- bzw. grünen Salaten sowie Pellkartoffeln und Kartoffelgratin bot sich uns an. Wie gerne hätten wir noch ein 3. oder 4. Mal Nachschlag genommen, aber, satt bleibt satt.

Merke: das eine Argument für diesen Hafen war mehr als genug!! 🙂 Hier lohnt es sich wieder her zu kommen.

6.7. von Marieholm nach Bomarsund bzw. Bucht Bomarsund – 18. Etmal
18 Seemeilen: Segeln 7 – Motor 11

7.7. von Bomarsund nach Degerby/Flöto – 19. Etmal
17 Seemeilen: Segeln 15 – Motor 2

Und wo ich schon so bei den Zahlen bin: wir haben seit dem Start in Boltenhagen gut 600 Seemeilen, also 1111 Kilometer zurück gelegt und davon fast 2/3 segelnd.