Tschüß Finnland – Hallo Schweden

Mittwoch Morgen tuckerten wir die kurze Etappe raus aus der schönen Ankerbucht bei Möholm nach Rödhamn, unserem Absprunghafen nach Schweden. Auf dem Weg dahin passiert man eine Enge, die neben einem Leuchtturm mit leuchtenden Navigationszeichen markiert ist.

Wir sind also exakt so auf den Felsen zugefahren, dass die beiden gelb-roten Zeichen genau übereinander standen.

Als wir diesen Punkt erreicht hatten, konnten wir beruhigt nach rechts im ausreichend tiefen Wasser abdrehen und das nächsten Zeichen anvisieren. Wir hatten natürlich unser GPS-Navi im Einsatz, aber es ist schon spannend zu probieren, auch mal ohne Satellitentechnik, halt wie früher, zu navigieren.

Beim Abdrehen und Felsen passieren, “wandern” die Seezeichen dann auseinander.

Wir waren gezielt vormittags in Rödhamn eingelaufen, um den Tag dort zu verbringen. Immerhin handelt es sich um einen großen, gut angelegten Naturhafen, der früher große Bedeutung für die Route von und zu den Alands hatte. Ein Museum und das ehemalige Lotsenhaus berichten von der Historie, wobei es heute nur noch ein nettes, kleines Restaurant mit herrlichem Räucherlachs, selbst gemachtem Kartoffelsalat und – man glaubt es kaum – Franzbrötchen gibt. 🙂

Man kann wunderbar über die Felsen auf Rödhamn tapern, vorbei an den offiziellen Sanitäranlagen… 😉 >>

Plumpsklo auf Rödhamn

(es gibt in vielen Naturhäfen keinen Strom und kein fließend Wasser…) – hinauf auf den Hügel,

der auch einem Seezeichen Platz bietet. Und dahinter abwärts zu den Stegen bzw. einem flachen Felsen, der uns einen guten Überblick über die Bucht bot. Und während wir da so nichts ahnend die Füße ins Wasser baumeln ließen, schreckten wir plötzlich von einer Bewegung gleich neben uns auf.

Immer mal wieder hatte uns jemand von den tierischen Bewohnern dieser Gegend berichtet – und damit meinen wir nicht spezielle Fische oder Vögel !! Nein, es geht hier um Schlangen, von denen es drei Arten in Finnland gibt. In unserem Fall, drehte es sich um eine (ungiftige) Ringelnatter, die ihre 80 cm Länge gerade aus dem Wasser auf den warmen Felsen bewegte und uns nicht bemerkt hatte. Der Schreckmoment lag also auf beiden Seiten, und ruckizucki schlängelte sie auch schon wieder in die Tiefen. Ein Foto zu schießen war natürlich unmöglich, aber ein paar Minuten später sahen wir sie wieder, wie sie sich mit einer größeren Welle direkt ans Schilfufer treiben ließ. Hm, dicht an dem Pfad gelegen, den wir dann vorsichtshalber laut trampelnd zurück zum Boot nahmen.

Während wir den Abend im Cockpit ausklingen ließen, beobachteten wir gegen 21 Uhr ein Schiff der Seenotrettung, das sich einem gegenüberliegenden Steg näherte. Es schien, als ob auf einer der Yachten Hilfe benötigt wurde, und wir waren dann doch etwas überrascht, als plötzlich ein Taucher von Bord ging. Nun vermuteten wir ein “Leine-in-Schraube-Problem”, aber auch das traf nicht zu. Wie uns Nachbar-Yachties mitteilten, die wohl den schwedischen Funk verfolgt hatten, lag ein Handy in den Tiefen der Ankerbucht und wollte geborgen werden. Die Seenotretter hatten augenscheinlich Zeit und waren sich auch dafür nicht zu schade – und ihr Einsatz wurde auch vergütet. Was das wohl für ein Handy war, für dass sich diese Rettung gelohnt hat…??!

Donnerstag legten wir früh morgens ab, um die Ostsee bei Windstille und möglichst glatter Oberfläche zu queren. Natürlich hätten wir auf den passenden Wind warten können, aber so toll, war es im Strom- und Frischwasser-freien Rödhamn nun auch nicht, um dort zwei, drei Tage zu liegen. Die Windvorhersagen rieten uns lieber dazu, unseren leisen Motor zu nutzen.

Wenn das keine glatte Ostsee ist….??!!!

Ein letzter Blick auf die Windräder am westlichen Rand der Alands, und schon hüpften wir über die Landesgrenze und waren wieder in Schweden.

Auf der Insel Arholma fuhren wir den südöstlichen Naturhafen an – ok, auch kein Strom und kein Wasser, dafür aber eine wunderschöne Landschaft. Im Vergleich zu der oft kargen Fichten-Felsen-Landschaft im Turku-Archipel, trafen wir nun auf saftig-grüne Wiesen neben Mischwald und landestypischer Bebauung. Nach einer Radtour und einem mittlerweile selbstverständlichem Bad in der großen Bucht, entschieden wir uns wieder fürs Ankern – unser Motorbootnachbar am Steg hatte sich als Dauertelefonierer herausgestellt… 😡 . Wir hätten in Arholma übrigens nicht mal die Hafengebühr bezahlen können, da dies dort nur über das schwedische mobile-pay System Swish funktioniert, zu dem Ausländer keinen Zugang haben.

Freitag ging dann kein Weg dran vorbei, und wir liefen den Hafen Gräddo an, um Frischwasser und Lebensmittel zu bunkern. Gräddo kannten wir ja schon von der Hinfahrt, und nach einer Stunde war klar, dass wir auch nach diesem Stop keine Freunde werden würden. Die dortige Tankstelle und der Anlegesteg waren derart von lauten Motorbooten jeglicher Größenordnung frequentiert, dass wir nur schnell das Notwendigste erledigten und los segelten.

Ankerbucht bei Hasselö

Wir hatten eigentlich einen Liegeplatz rund fünf Stunden weiter gen Süden geplant, aber dann kam ab 13.30 Uhr der passende Wind, und wir konnten gar nicht mehr aufhören zu segeln. Nach insgesamt 7,5 Stunden stoppten wir bei Hasselö, und diese Bucht schenkte uns genau das Ambiente, das wir in diesen Schären so genießen: wenig Action, herrliche Natur und einen geschützten Ankerplatz.

Abendstimmung in Hasselö

Der Nordostwind blieb uns auch am Samstag treu, so dass wir gleich wieder eine ähnliche weite Strecke absteckten. An diesem Tag haben wir den Motor wirklich nur angemacht, um abends volle Batterien und ausreichend heißes Wasser zu haben. 🙂 Bis kurz vor die besondere Zufahrt zu dem Ankerplatz konnten wir segeln – herrlich!.

Links ist die extrem schmale Fahrrinne zu erkennen, durch die wirklich immer nur süd- ODER nordfahrende Schiffe Platz finden. Wir ließen drei Motorboote durch und tuckerten dann mit dem vorgeschriebenen Schneckentempo nach Ryssviken bei Utö. Der dunkelblaue Bereich neben der Fahrrinne ist übrigens Flachwasser mit einer “Tiefe” von max. 80 cm!!

Man kann Badende vor dem Motorboot im Wasser stehen sehen! Da hält man als Skipper mit Tiefgang 1 Meter 78 schon mal die Luft an und hofft, dass die Rinne wirklich immer auf 2,20 ausgebaggert wird.

Links hinter dieser Badestelle wurde es dann leer, zumal die Insel auch unter Naturschutz steht und nicht betreten werden darf. Mal wieder perfekt für uns. Einen kleinen Wehmutstropfen bescherten uns die Grundverhältnisse in dieser Bucht: wir waren zuerst bis hinten durch gefahren, wo schon zwei Schiffe lagen. Für einen war noch Platz, aber, DER ANKER HIELT NICHT.

Ankerplatz neben Norrbygrunden

Natürlich muss so ein Anker immer fest sitzen, aber ab abends gab es starken Wind, so dass wir ganz sicher sein wollten. Geklappt hat es dann weiter rechts, neben der Miniinsel vor dem Wald.

Sonntag Morgen weckte uns wahrscheinlich der leise Ruf unseres Gennakers, der zum Einsatz kommen wollte.

Und damit begann ein ganz besonderer Segeltag, der uns oft durch enge Betonnung, schmale Lücken zwischen Felsen,

aber auch auf breiten Wasserwegen inmitten vieler (kreuzender) Segler und Motorboote führte. Es war halt Sonntag, und gefühlt war jeder in den Stockholmer Schären unterwegs.

Mit diesen beiden Verfolgern verband uns ein besonderes Verhältnis. 🙂 Beide haben wahrscheinlich nun ein buntes Vorwindsegel auf ihre Weihnachtswunschliste gesetzt, da sie wirklich Stunden gebraucht haben, um uns einzuholen. Geklappt hat es dann, also wir bewusst einen kleinen Umweg fuhren, um den Gennaker einzuholen. Wir näherten uns nämlich einer sehr engen S-Kurve, die maximal zwei Schiffe nebeneinander passieren können, wenn überhaupt. Nur Motorboote mit geringem Tiefgang konnten es wagen, etwas abseits der Betonnung zu fahren.

Im Nachhinein hätten wir vorm Segelwechsel die Action Cam montieren müssen, aber da waren wir schon zu sehr mit der Action an Bord beschäftigt. Also, breiteres Fahrwasser genutzt, um den Gennaker einzuholen, während die Verfolger eine Abkürzung zwischen zwei Inseln nahmen. Da wir aber so flott waren und gleich wieder die Genua einsetzten, fuhren wir trotzdem als erstes in die S-Kurve hinein. Allerdings extrem dicht gefolgt von Nummer 2, der unter Vollzeug viel schneller war als wir. Er hatte aber aufgrund des Gegenverkehrs eigentlich keinen Platz, um vorbei zu kommen. Auf die Idee, langsamer zu werden – er hätte ja nur das Vorsegel kurz einrollen müssen – kam er nicht. Zum Glück hatte der weitere Gegenverkehr, ein großes Motorboot, den Überblick, blieb einfach stehen und ließ uns Segler passieren.

Alle lächelten sich an, atmeten auf und sortierten sich neu. Die Badegäste an dieser Engstelle hatten echt was zu gucken!

Wir kamen nach gut 8,5 Stunden an der Insel Fagerö an, die wir uns an Übernachtungsplatz vorm eigentlichen Ziel Nyköping ausgesucht hatten. Zum Ankern natürlich. 🙂

24.7. von Möholm nach Rödhamn – 31. Etmal / 6 Meilen Motor
25.7. von Rödhamn/Finnland nach Arholma/Schweden – 32. Etmal
34 Meilen Motor

26.7. von Arholma über Gräddo nach Hasselö – 33. Etmal
39 Seemeilen: 22 segelnd / 17 unter Motor

27.7. von Hasselö nach Ryssviken/Utö – 34. Etmal
33 Seemeilen: 30 segelnd / 3 unter Motor

28.7. von Utö nach Fagerö – 35. Etmal
37 Seemeilen: 30 segelnd / 7 unter Motor