Segelnd durch den Schärengarten

Wie so oft in diesen Tagen frischte der Wind mittags ordentlich auf, und als wir Kalmar gegen 11 Uhr verließen, setzten wir gleich hinter der Hafenausfahrt Großsegel und Genua.

Allerdings konnten wir nicht einfach gemütlich “vor uns hinsegeln”, sondern waren durch die zunehmend starken Böen reichlich mit Trimmen beschäftigt. Gute sechs Stunden später war ich so sehr auf das schnelle Großsegelschot-Lösen “getrimmt”, dass ich bei einer äußerst starken Bö aufsprang, die Schot ergriff – und mir Michas Lachen nicht erklären konnte. Tja, wir hatten zehn Minuten zuvor das Großsegel eingeholt, und ich hatte also beherzt den segellosen Baum fliegen lassen. Oh man, nennt man das nun schon totales Urlaubsfeeling oder einfach nur Sinnbefreites Agieren…? 😳 😀 😀

Wir hatten uns eine versteckte Bucht mit Kreutzer-Bojen ausgesucht, die nur durch eine sehr schmale 2,60 m tiefe Fahrrinne erreicht werden konnte.

Wir wähnten uns also einsam und frei in der Bojenauswahl…denkste. Zwei deutsche Segler hatten diese schon okkupiert, grillten an Land und sahen uns zu. Hinweise auf die Kreutzer-Mitgliedschaft gab es keine an den Yachten – aber, wer will hier jetzt den Oberlehrer spielen? Also warfen wir halt den Anker.

Nach so einem sonnigen Segeltag stellte sich dann zügig das Erfrischungsbedürfnis ein, und Micha nahm unsere Badeplattform in Beschlag:

Da der Wind zum Glück abends einschlief, konnten wir eine genial ruhige Nacht an Bord verbringen.

Morgens hieß es Anker lichten, aus den flachen Gewässern wieder ins Tiefe motoren und notwendige Säuberungsarbeiten angehen:

Der Wind hatte schon wieder aufgefrischt, so dass wir feinstes Genua-Segeln durch die enge Betonnung in den Schärengewässern genießen konnten. Übrigens dicht verfolgt von einer Hallberg Rassy 352 mit Baunummer 504 (unsere ehemalige hatte die 509), die uns doch tatsächlich unter Vollzeug überholen wollte. Nein, das konnten wir nicht zulassen und setzten den Gennaker. Mit einem kindischen Grinsen im Gesicht beobachteten wir den größeren werdenden Abstand und, nein, davon kann man sich einfach nicht frei machen. Sorry. 🙂

Nach fünf Stunden bogen wir ab, fuhren einen spannenden Kurs durch Felsen und Inselchen, die kaum aus dem Wasser ragten und sahen uns beim Anlegemanöver im kleinen Hafen Klintemala einem seitlichen Wind von mindestens sechs Windstärken ausgesetzt. Üblicherweise legt man hier an Heckbojen an, so dass der Bug an den Steg zeigt. Haben wir auch probiert, Bojenhaken eingeklinkt, am Steg eine Leine so gerade noch am Kai belegt und schon vertrieben wir gewaltig. Nun gut, das kannten wir, so kämen wir niemals in eine stabile Position, und somit musste ein Neustart her. Der Wind nahm übrigens weiter zu, was ein rasches Handeln erforderte, da der Zug auf unsere Klampen echt gewaltig war.

Teil 1 unseres Plans sah wie folgt aus: wir befestigten unseren orangen Kugelfender an der Heckleine, damit wir diese plus Bojenhaken wiederfinden würden. Micha ans Steuer, ich löste die Heckleine, sprintete nach vorne, sprang an Land, löste die Vorleine und sprang wieder zurück auf den Bug, der sich schon in Bewegung gesetzt hatte, während der Skipper uns per Rückwärtsgang von der Betonmauer entfernte.

Nun folgte Teil 2, bei dem die Wiederbeschaffung des Bojenhakens plus Festmacherleine und Fender im Vordergrund stand. Ich saß im Bugkorb und wollte den Haken von der Boje greifen, während Micha uns so dicht wie möglich heran fuhr. Quatschkram, meine Arme sind zu kurz, ich bin zu klein, so ging es nicht. Her mit dem Enterhaken, neuer Anlauf und konzentriert die kleine Leinenöse ins Visier genommen, yep, geschafft, manchmal braucht es eben auch mal Glück. Kugelfender, Leine und Bojenhaken lagen nun wieder an Bord, und wir konnten ein zweites Anlegemanöver angehen.

Diesmal natürlich gegen den Wind und somit längsseits an den Holzsteg. Wir gingen einfach mal davon aus, dass kaum weitere Schiffe kommen würden – es ist ja spürbar noch Vorsaison – und so belegten wir ein Drittel der Steganlage. Klappte hervorragend und wir konnten endlich verschnaufen.

Klintemala

Hinter dem Hafen mit kleinem Kiosk und Sanitär-Räumen befindet sich eine Ansammlung von vielleicht zehn Häusern, echtes Pippi-Lotta-Land halt.

CARLOTTA wirkte sehr mächtig und irgendwie zu groß für diesen Hafen, in dem sonst nur kleine Motor- bzw. Angelboote schwammen.

Wir haben noch überlegt, eine weitere Nacht hier zu verbringen und die Umgebung zu erkunden. Aber, außer einer Zufahrtstraße zum Hafen gibt es dort weder Rad- noch Wanderwege, sondern einfach nur Steine und Wald. Sieht aber schon sehr schön aus, so von oben:

17.6. von Kalmar nach Kiddeh/Ankerplatz vor Oskarshamn – 7. Etmal
38 Seemeilen: 35 Segeln – 3 Motor

18.6. von Oskarshamn nach Klintemala – 8. Etmal
23 Seemeilen: 21 Segeln – 2 Motor