Auf dem Weg nach Västervik – Mittsommer

Achterlicher Wind mit vier Beaufort begleitete uns auf dem weiteren Kurs Richtung Västervik und ließ uns gemütlich voran kommen. Jedenfalls fast… 🙂

Auf diesem, zuerst engeren Teilabschnitt kennzeichnen oftmals grün-weiße bzw. rot-weiße Leuchttürme das Fahrwasser

bis sich die Rinne dann weiter öffnet und uns aktiv werden ließ.

Die kleine Schlucht, die wir hier durchfuhren, kannten wir schon vom letzten Västervik-Besuch – allerdings war es bei der damaligen Passsage neblig und grau. Und diesmal war es wegen DAISYs Einsatz auch deutlich aufregender. So ein typischer Dialog während der Flugzeit klingt ungefähr so:

M: wo ist sie denn? Ich seh sie nicht.
P : jetzt gleich beim Turm – du musst höher. HÖHER!
M: jaja, ich hab sie.
M: sind da Kabel? Passt das mit den Bäumen?
P : alles gut, keine Kabel, Höhe passt. Aber da kommt die Fähre.
M: die Sonne blendet, ich seh nichts.
P : nun komm mal ran. Die Fähre kommt dichter und da vorne sind Untiefen-Tonnen.
P : Micha, los jetzt. Ich kann nicht steuern und gleichzeitig fangen.
P : dichter, mehr rechts, jetzt mehr links, das andere links! Niedriger, NIEDRIGER – ok, hab sie.

So ganz ohne Herzklopfen geht es also nicht, und wir sind jedes Mal happy, wenn DAISY wieder an Bord ist.

In Västervik liefen wir gezielt wieder den Vereinshafen Notholmen an, wo wir im letzten Jahr so nett empfangen wurden. Und auch hier ist die Vorsaison deutlich sichtbar, da sogar noch Vereinssegler ohne Masten an den Stegen liegen. Der Hafenmeister wird auch erst ab dem Wochenende aktiv, also an dem Mittsommerwochenende, und somit wird die Bezahlung mittels Bargeld im Briefumschlag in den Vereinsbriefkasten erledigt. Vertrauenssache, na klar doch.

Der Hafen Notholmen – im Hintergrund die Stadt Västervik

Endlich war es auch an der Zeit, unsere Fahrräder aus den Tiefen der Salonbank heraus zu holen und damit quer durch die Stadt zu radeln. Natürlich mal wieder in den Bootsshop, wo wir zwar nichts kauften, aber herrlich mit dem Kassierer plauschten, der sich als Vorstand des Segelvereins Notholmen heraus stellte. Und der uns als Gäste seines Vereins natürlich noch diverse Touritipps gratis gab. Sooo nett!

Vorbei an der imposanten St. Petri Kyrka zu den acht historischen Bootshäusern aus dem 18. Jahrhundert.

Wir hatten in Erinnerung, dass es dort ein muggeliges Café gibt, was genau zu unserem Kuchenappetit passte.

Das ist ja auch etwas typisch Schwedisches: man kauft etwas zu Essen und einen “Kaffeebecher” und kann dann so oft Kaffee (oder Tee) nachfüllen, wie man will.

Västervik hat für uns ja eine besondere Bedeutung, da dieser Hafen bisher unser nördlichster Stop und letztes Jahr unser Wendepunkt war. Dieses Jahr haben wir an diesem Ort knapp zwei Drittel unserer Tour hinter uns – und sollten wir wirklich bis Turku kommen, dann ist es grad mal Halbzeit. Wow.

Eine weitere Premiere hatten wir uns für diesen Urlaub erhofft, nämlich an einem schwedischen Mittsommerfest teilzunehmen. Der eigentliche Mittsommerfeiertag ist der 24. Juni und das Fest findet immer an dem naheliegendsten Samstag statt; allerdings nie vor dem 20. und nie nach dem 26. Juni. Und die Feiern beginnen traditionell schon am Freitag, dem Mittsommerabend und erstrecken sich oft über die gesamte helle Sommernacht. Zum Fest gehören auf jedem Fall der Tanz um den Maibaum bzw. Mittsommerbaum, viel Gesang, Blumenkränze und Erdbeeren bzw. Erdbeerkuchen und wahrscheinlich auch viel Schnaps.

In Västervik findet so ein Fest am Freitag auf dem ehemaligen Schloss Gransö statt, das heutzutage ein 4*Hotel mit Beauty-Spa und weitläufiger Parkanlage ist.

Auch wir hatten Picknickutensilien mitgebracht und ließen uns neben Hunderten von Familien nieder. Eine absolute Selbstverständlichkeit ist, dass alle Frauen und Mädchen Kleider tragen und viele sich Blumenkränze in die Haare stecken. In fröhlicher Atmosphäre und bei volkstümlicher Musik

stimmten auch wir uns mit Kaffee und Erdbeerkuchen ein. Wir übrigens in Begleitung von Margit und Edger, dem holländischen Ehepaar, das wir vormittags im Hafen kennen gelernt hatten und das sich uns radelnd angeschlossen hatte.

Nach dem Aufstellen des Mittsommerbaums

wurde dieser sofort von vielen Gästen, vor allen Dingen Familien umringt, und es begannen die traditionellen Tänze. Angespornt durch einen Entertainer im Hintergrund hatten alle generationsübergreifend sehr viel Spaß. Und wir dicht dabei.

Mir haben es besonders die herausgeputzten kleinen Mädchen angetan. Einfach bezaubernd.

Wir hatten im Vorfeld schon gehört, dass Mittsommer ein wichtiges Familienfest ist, zu dem, wie zu Weihnachten, alle anreisen, um zuerst auf so einem Fest und dann privat weiter zu feiern. Daher war es nicht erstaunlich, dass nach rund zwei Stunden und Beendigung der Tänze mindestens die Hälfte der Gäste aufbrach.

Einen stimmungsvollen Eindruck könnt Ihr Euch hier verschaffen:

19.6. von Klintemala nach Västervik – 9. Etmal
21 Seemeilen: 15 Segeln – 6 Motor