Ankerziele in den Schären

Nach drei Nächten in Västervik gab es keine zwei Meinungen was das nächste Übernachtungsziel sein sollte. Ganz klar: ran an die Steinchen, endlich mal wieder Felsenankern.

Ein Blick in unseren regionalen Liegeplatzführer in Verbindung mit Wind- und Wetterdaten, Segel- oder Motortendenzen sowie dem körperlichen Befinden der Crew ergaben folgendes Ergebnis:

Die 137 sollte es werden! Keine andere! Und, warum genau die Nummer 137 an diesem Tag? Es sollte eine Insel in den Außenschären sein, damit wir möglichst lange steinfreie Kurse Segeln konnten und am Folgetag zügig wieder auf der (fast) freien See waren. Und ein Platz, der bei Westwind Ruhe versprach.

Von Västervik aus benötigten wir den Motor nur eine Viertelstunde und konnten dann Segel setzen. Die folgenden 5,5 Stunden nordostwärts haben wir uns mit Segeltauschen bis hin zum Gennaker sowie stetigem Trimmen beschäftigt. Kaum zu glauben, wie schnell dabei die Stunden vergehen.

Gegen 15 Uhr näherten wir uns einer Fahrrinne, vor der wir das große, bunte Vorsegel einholen wollten. Na klasse, genau dann tauchte rechts ein Frachtschiff auf, das direkt auf uns zuhielt – ok, es fuhr halt auf diesem betonnten Weg, in den wir links einbiegen wollten. Aber es zeigte sich, dass wir mittlerweile im Gennaker-Bergen ein eingespieltes Team sind, und so war das Tuch super schnell gebändigt und im Vorschiff versenkt. Dann also raus mit der Genua für die letzte Meile und der nächsten Gefahr ins Auge sehen. Diese näherte sich in Form von zwei Yachten, die in die gleiche Richtung strebten. Gleichzeitig konnten wir hinter verschiedensten Inseln Masten entdecken und wähnten unser Ziel schon als belegt. Grrrr. 👿

Also, Motor an – ruhig mal mit 2000 Umdrehungen laufen lassen, wozu haben wir denn die 60 PS??? – und die Verfolger abschütteln. Na ja, die bogen freiwillig irgendwo ab, und wir fanden UNSERE Bucht total leer vor.

Die oben ersichtliche Abkürzung WP steht für Waypoint und ist mit einer Angabe zu Längen- und Breitengrad versehen. Diese hatten wir als Ziel in unser Navi eingegeben und näherten uns dem Anlegeplatz auf den letzten Metern in Schleichfahrt. In diesem Fall der dritten roten Markierung von oben links, dem Felsen, der uns beim vorhergesagten Westwind einen ruhigen Liegeplatz bescheren sollte.

Und wie war es wirklich vor Ort?? >> just in dem Moment, wo Micha den Heckanker fallen ließ und ich vorne passend an den Felsen steuerte, drehte der Wind, drückte eine Bö in die Bucht und trieb uns auf den kleinen Felsen zu. Na gut, zweiter Versuch. Heckanker hoch, rückwärts ins tiefere Wasser und neu ansetzen. In dem Moment, wo der Heckanker die richtige Länge hat, übernahm Micha das Steuer, ich schnappte mir die Vorleine und sprang an Land. Als ehemalige “Bergziege” war ich ja nun ganz in meinem Milieu. 🙂

Üblicherweise reicht ja eine Vorleine und eine zur Seite. Da sich die Winde aber noch nicht einig waren, geschweige denn der Vorhersage entsprachen, sicherten wir uns mit weiteren Leinen und somit zwei Schärenankern ab.

Irgendwann war es geschafft, und wir waren happy.

Einen Nachmittagskaffee später wollte das dritte Familienmitglied DAISY aktiv werden. Und da ich dabei nicht mitspielen wollte, habe ich meine eigene Erkundungstour gestartet. Irgendwie musste man ja auf die andere Felsenseite gelangen…

Unschwer zu erahnen, dass wir keine wirklich ruhige Nacht hatten. Der Wind kam eher aus Nordwest, wurde zwar von den höheren Felsen abgehalten, trieb aber Wellen ins unsere Bucht, die genüsslich gegen unser Schiff platschten. Keine rechte Einschlafmusik… 🙁

Eine zweite Nacht wollten wir dort also nicht verbringen, und so suchten wir uns ein Ziel aus, das uns nun wirklich tiefe, traumlose Schlafenszeit verschaffen sollte. Und da gibt es nur eins: Kreutzer-Bojen!!

Was haben wir auf der letzten Meile gefiebert, ob wir diesmal eine freie Boje vorfinden würden…(übrigens nach einem ganz normalen Segeltag) und, tata, so war es. Jipppiiiih!

Kurze Zeit später, legte sich eine dänische Yacht mit einem älteren Paar an die zweite Boje, und ehe wir uns versahen, war der rüstige Skipper über die Reling ins Wasser gesprungen. So geht Baden in der Ankerbucht…und das bei knapp 13 Grad Wassertemperatur. Brrrrrrr.

Während wir den Tag im Cockpit ausklingen ließen, näherte sich zu unserer Verwunderung eine schwedische Yacht mit einem senorigen Paar. Da in dieser Bucht laut Karte diverse Seekabel verlegt waren, empfahl es sich nicht, hier zu ankern. Vor allen Dingen nicht so nah bei uns, da genau dort so ein Kabel liegen sollte. Dies riefen wir dem Paar zu, die mit einem fröhlichen “Yes, thanks, we know this” antworteten. Nun gut, sie fuhren nahebei etwas vor und zurück, um dann 40 Meter weiter rechts zum Dänen zu ziehen. Unserer Meinung nach viel zu dicht an diese Yacht heran. Die Dänen schauten auch leicht beunruhigt aus ihrem Cockpit hervor. Und dann konnten wir es 30 Minuten lang nicht fassen: die Schweden warfen den Anker, holten ihn wieder hoch, fuhren vor und wieder zurück, etwas nach links, wieder zurück, Anker fallen lassen und wieder vor und zurück und….das alles bei wenig Wind, keinem weiteren Segler sowie 50 Meter weiter viel freier Fläche ohne Kabel. Wahrscheinlich suchten sie Nähe…

Wir hatten dann eine herrlich sichere und ruhige Nacht und sind ganz verliebt in diese Bojen. 😀

P.s.: Ehrfürchtig haben wir den Dänen am nächsten Morgen beim erneuten Sprung ins Wasser bewundert.

22.6. von Västervik nach Skräckskär – 10. Etmal
32 Seemeilen: 25 Segeln – 7 Motor

23.6. von Skräckskär zur SXK Boje vor Oxelosund – 11. Etmal
37 Seemeilen: 28 Segeln – 9 Motor