So heftig die Winde während unseres Simrishamn-Aufenthalts auch wehten, so windstill war es am Donnerstag Morgen. Wir hatten eigentlich gleich hinter der Hafenausfahrt leichten, achterlichen Wind erwartet, um erstmals unseren Gennaker zu setzen. Das war aber ein Satz mit X, und wir mussten zuerst drei Stunden unter Motor fahren.
Wir waren mit einigen Segelyachten auf nordöstlicher Route unterwegs und hielten alle auf die drei Militärschiffen zu, die uns im Weg standen. Dass dieses Gebiet zeitweilig für Marinemanöver genutzt wird, war bekannt, allerdings sollte es am 13.6. komplett frei sein. Bis dann aber eine Stimme aus dem Funkgerät ertönte und “Sailingboat Charlotte” erklang. “Charlotte, this is NATO Warship 357. Please change your course and pass starboard”. Wir haben dann mal nicht lange diskutiert – immerhin hatten die die stärkeren Argumente – und sind brav rechts an den Schiffen vorbei gefahren.
Ganz anders ein deutsches Segelschiff, dass knapp hinter uns fuhr und wohl seinen Funk nicht angestellt hatte. Der NATO-Funker hat es zig mal probiert, und auch wir unterstützen durch Rufe, Winken und Funken. Ohne Erfolg, der motorte unbeirrt mitten in das Manöverfeld.
Bis die NATO keine Geduld mehr hatte und die Schiffe direkt auf ihn zuhielten. Schon beeindruckend, wenn sich Kriegsschiffe einem entgegenstellen, und da begreift dann auch der letzte, dass es so nicht weiter geht.
Wir verfolgten die Funksprüche noch eine Weile, und es gab wohl noch so einen Spätzünder. Da hatten wir aber schon Freude an dem zunehmenden Wind und bereiteten unseren Gennaker auf seinen ersten Einsatz vor. Aufgrund des hervorragenden Segelzustands vermuteten wir, dass der Vorbesitzer dieses Vorwind-Segel kaum eingesetzt hatte, obwohl es sogar mit einer Rollvorrichtung versehen ist. Wir waren ja von MATILDA gewohnt, einen Bergeschlauch zu nutzen, wobei dann immer einer von uns auf’s Vordeck musste. Nun können wir den Gennaker auch vom Cockpit aus einrollen.
Los ging es aber mit dem Ausrollen:
Und wenn sich beim Gleiten über das wellenarme Meer die gemütliche Lässigkeit an Bord ausbreitet, sieht das so aus:
Nach elf Stunden Fahrt kamen wir an unserem Ziel, einer Bucht in mitten der Inselwelt südlich von Karlskrona, an. Eine erneute Premiere stand bei uns an, da wir hier eine Boje des schwedischen Kreutzervereins nutzen wollten. Also nicht Ankern, nicht an einen Steg, sondern Einklinken in die Bojenöse und umgeben von Natur den Abend genießen.
Wir versprechen uns von dieser Mitgliedschaft noch mehr naturnahe Liegemöglichkeiten, vor allen Dingen auch in der Hochsaison, wenn viele Ankerplätze besetzt sind.
Und wen braucht der Mann, wenn er mit der Drohne Daisy genug geflogen ist?? Natürlich eine mutig zupackende Ehefrau! 🙂
Was an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollte, ist, dass derartige Bojen eine maximale Zuglast aufweisen, die gut lesbar an der Oberseite vermerkt ist. In diesem Fall acht Tonnen – tja, genau CARLOTTAs Gewicht (ohne Obst- und Müslivorräte…). Sollte ja aber bei wenig Wind kein Problem sein, dachten wir. Wenn es denn bei wenig Wind geblieben wäre…nicht eine verdammte Windvorhersage kündigte die eine Stunde Starkwind nachts um drei Uhr an. Da standen wir senkrecht im Bett bzw. im Salon und hofften, dass die Boje hielt und wir nicht ins naheliegende Flachwasser treiben würden. Puh, ging gut!!
13. Juni von Simrishamn nach N Bollo/Aspo – 4. Etmal
53 Meilen: 22 Segeln – 31 Motor
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