Hörvik statt Hanö

Es gab zwei Gründe, warum wir die Hafenparty am Kai in Kristianopel nicht mehr abgewartet haben: die angesagten Gewitter in der Gegend und das Wetterversprechen, ab ca. 14 Uhr passenden Segelwind für die Strecke in der Hanöbucht zu liefern.

Zuerst hatten wir uns ja für die folgende Nacht eine Ankerbucht in der Inselwelt südlich von Karlskrona ausgesucht, um ein letztes Mal in diesem Urlaub zu Ankern. Als wir dann aber die Spitze des Kalmarsunds erreicht hatten und nach Westen drehen konnten, war der Wind da. Aber auch diese Wetterboten schlichen sich heran.

Wahrscheinlich tue ich diesen dunkelgrauen Wolkenmassen auch Unrecht; immerhin hätten wir ja nach Süden fahren können, und dahin hätten sie uns nicht verfolgt. Auf dem Südkürs wären wir aber in Polen gelandet… 🙂

Was soll’s, Regensachen parat gelegt und munter weiter gen Westen motort. Und wirklich genau bis 13.30 Uhr, dann kam der versprochene Wind aus Südwest, und wir konnten teils herrlich am Wind segeln. Teils, weil der Wind sich noch nicht sicher war, ob er mit 2-3 oder 4 Windstärken wehen wollte. So was lässt sich dann auch mathematisch und für Nicht-Segler schön aufbereiten: aus sechs Knoten Wind machte CARLOTTA 2,8 Knoten Fahrt. Multipliziert man das mit zwei und zieht 10% ab, erhält man die Zahl in Km/h. Und das sind in diesem Fall FÜNF oder, um Micha Aussage zu zitieren: “Dein Tempo beim Schaufenstergucken”. Wir kamen also geradezu mit Highspeed voran… 🙂

Wie man auf diesem Foto sieht, scheint unser Ziel am linken Rand der Regenfront zu liegen, und so war es dann auch. Wir hatten die letzte Stunde reichlich Regen und keinen Wind mehr, kamen aber mit den ersten Sonnenstrahlen in Hörvik nach 9,5 Stunden an.

Üblicherweise peilt jeder Segler den Hafen der Insel Hanö als Zwischenstopp an. Dort ist es muggelig-klein, alle müssen eng zusammen rutschen, es gibt eine Hafenmeisterin, die im pinken T-Shirt fröhlich agiert sowie eine bezaubernde Landschaft. ABER: das vormals tolle Restaurant steht seit letztem Jahr unter neuer Bewirtung und hat extrem nachgelassen. Dazu oftmals starker Schwell im Hafenbecken. Insofern probierten wir mal etwas Neues aus, ohne große Umwege fahren zu müssen.

Hörvik hat nur wenige Gastliegerplätze, die an sehr alten Steganlagen liegen und deren Stromanschlüsse regelmäßig den Geist aufgeben, da sie nur mit sechs Ampere abgesichert sind… 🙁 ABER: rege Fischeraktivitäten, die sich schon durch die vielen Netze in der Bucht vor der Hafeneinfahrt zeigen. Und durch diese beiden Herren, die wir u.a. beim Aale-Bergen im Hafen beobachten konnten.

Der frische Fisch landet auch in dem Hafenrestaurant, was nicht nur sehr nett eingerichtet ist, sondern auch eine hervorragende lokale Küche anbietet. So ein Highlight hatten wir nicht in der recht herunter gekommenen Hafengegend in Hörvik erwartet und waren echt positiv überrascht. >> http://kajutan.nu/

Hörvik

Auch sonst zeigte sich der Ort beim weiteren Erkunden von seiner attraktiven Seite. Ob am Meeresrand,

entlang der schmalen Straßen,

oder oberhalb des Ortes in einem großen Waldgebiet, das unter Naturschutz steht.

Verwunschene Pfade führen auf einen Hügel, der uns einen Weitblick Richtung Nordosten verschaffte.

Weiterhin entdeckten wir den zweiten Hafen mit Badesteg, der nur von Motorbooten genutzt werden kann und dessen ordentliche Anlagen auch Wohnmobilisten zur Verfügung stehen.

Wir verbrachten eine zweite Nacht in Hörvik, so dass Zeit für einige notwendige Arbeiten vorhanden war.

Der Anker und seine Kette bekamen eine ordentliche Dusche und wurden von Schlamm, Seegras und Salz befreit.

Etwas mehr handwerkliche Feinarbeit war dann beim Reparieren unseres Mooringsticks gefragt. Im Kopfteil steckt eine spezielle Kugellagertecnik, die für das Öffnen und Schließen des Hakens sorgt. Und, es hakte halt… Da blieb nur eine OP am offenen Herzen,

Immerhin bräuchten wir diesen Festmacherhaken bereits in Simrishamn wieder. Denn, falls wir dort einen Liegeplatz mit schmalem Auslieger erwischen, dürfte ich sonst, wie auf einem Schwebebalken, balancieren, um die Heckleinen zu befestigen… 😉

Wir haben nach diesen zwei Nächten in Hörvik kurz überlegt, ob wir diesen Hafen nicht übernehmen und aufpeppen sollten… 🙄 Potential wäre ja vorhanden, ein paar EU-Fördergelder müssten her, und dann ließe sich da was Schnuckeliges draus machen. 😎

Erstmal fahren wir aber weiter gen Süden.

4.8. von Kristianopel nach Hörvik – 41. Etmal
55 Seemeilen: 16 Segeln / 39 Motor