Und plötzlich ist er da, unser Starttermin für die diesjährige Ostseetour. Vier Wochen intensiver Vorbereitungen liegen hinter uns, in den Kühlschrank passt nichts mehr hinein, alle Schapps, Schränke und Bodenfächer sind gut gefüllt, Wasser- und Dieseltank ebenso und die Route für die erste Strecke nach Klintholm in Dänemark ist im iSailor Navigationstool eingeplant.
Zuvor fand ja endlich noch die Taufe unserer CARLOTTA statt, zu der meine Familie mit wunderbaren Mitbringseln angereist ist.
Freundlicherweise wurde uns weiterer, nützlicher Reiseproviant übergeben,
so dass wir wohl kaum unterwegs verdursten werden… 🙂 Alles in allem ein sehr gelungener Auftakt für unsere Segelsaison. Nochmals ein großes Dankeschön!
Mit Blick auf die Windvorhersage stellten wir uns den Wecker auf 5 Uhr – jaaa, fünf Uhr morgens, und das am ersten Urlaubstag… Immerhin wollten wir den starken Südwestwind ausnutzen und die lange Nordost-Strecke bis Klintholm schaffen. Also, nicht wie in den vorherigen Jahren zuerst “nur” bis Gedser, sondern satte 73 Seemeilen und somit rund 11 Stunden in einem Schwung durch.
Bei aller Müdigkeit zauberte uns die liebe Geste unserer Boltenhagener Freunde morgens ein Lächeln ins Gesicht:
Dagmar und Gaby überraschten uns mit Nervennahrung, und die beiden erfahrenen Seglerinnen wissen nun wirklich, was bei langen Trips Magen und Seele gut tut. Thanks, Ihr Lieben!! Mit unseren beiden Maskottchen Molly und Tärja starteten wir dann in den frühen Morgen.
Tschüß nach Boltenhagen – wir werden uns ein paar Wochen nicht sehen.
Noch in der Boltenhagener Bucht setzten wir die Segel, stellten unseren “Klintholm-Kurs” ein und machten es uns mit unserem Frühstück im Cockpit gemütlich.
…man beachte die Fendershow am Heck…eigentlich gehören die ja in die Backskiste, aber die notwendige Wegpack-Motivation fehlte uns am Morgen noch. Wir geloben aber Besserung!
Auf so einer langen Strecke mit geradem Kurs und Wind aus stetig gleicher Richtung kann man ja wunderbar die Segeleigenschaften und das Verhalten seines Schiffes testen. Also nur mit Genua vorm Wind segeln z.B., was bei zunehmenden Böen und Wellenhöhe unangenehm wurde. Und somit dann nur noch mit weit geöffnetem Großsegel, das wir mit einem Bullenstander gesichert haben. Also einer Leine, die an der Vorschiffsklampe befestigt wird und den Baum vom Umschlagen abhalten soll, was bei viel Welle und plötzlichen Querböen schon mal passieren kann. Je mehr wir Richtung Norden fuhren, desto höher wurden die Wellen und ließen CARLOTTA reichlich rollen. Ich sag mal: Tiefenmuskel-Hardcore-Aufbau am ersten Segeltag.
Unser Kurs führte uns direkt am Hafen Gedser vorbei, also an der Südspitze von Falster. Und dann musste es ja so kommen, wie es kommen musste: eine der großen Schnellfähren tauchte auf und düste zielstrebig auf die Einfahrrinne zu, vor der wir gerade querten. Tja, da fragt man sich dann schon, ob sich der Kapitän der Fähre an die Vorfahrtregeln hält…während wir also mit unseren – in so einem Fall entsetzlich langsamen – sechs Knoten segelten, wurde die Fähre immer größer und hielt direkt auf uns zu. Artig nahmen wir unsere Kurshaltepflicht wahr – ich hätte am liebsten den Motor angemacht, um schneller vom Fleck zu kommen – und tatsächlich, die Fähre änderte ihren Kurs, so dass sie definitiv hinter uns durchfahren würde. Da geht es um ein, zwei Grad und schon passt alles und alle sind happy. Puh.
Als das Wellengeschaukel unsere Fahrt immer mehr bremste und uns der rein achterliche und abnehmende Wind auf die Nerven ging, halsten wir ein paar Mal und segelten etwas entspannter gen Klintholm. Lang war der Tag aber schon…so nach 12 Stunden waren wir fast da und wunderten uns über eine Segelyacht, die eine Meile vorm Hafen ohne Segel rum dümpelte. Wir motorten dicht heran und erfuhren vom Skipper, dass sein Motor ausgefallen war und er nicht alleine in den Hafen kam. Reinsegeln war bei diesem Wind und der Welle absolut unmöglich. Und genauso unmöglich war es für uns, ihn abzuschleppen. Also versprachen wir Hilfe zu holen, die er anscheinend alleine noch nicht per Funk oder Telefon erfragt hatte.
Wir mussten eh im größeren Hafenbecken der Fischer eine Runde zum Leinen- und Fenderausbringen drehen und konnten dabei Hilfe organisieren. In Klintholm waren zwei Speed-Schlauchboote in Betrieb, die eine 11 Meter Yacht nicht nur gut abschleppen, sondern auch sehr vorsichtig an einen Liegeplatz schieben können. Hat dann nach wenigen Minuten super geklappt, und die Yacht kam sicher im Hafen an.
Für uns war der Tag dann nach einer heißen Dusche um 21 Uhr zu ende. Kraft sammeln für den nächsten Tag, der eine nur unwesentlich kürzere Strecke für uns bereit hielt.
08. Juni / Boltenhagen nach Klintholm – 1. Etmal 73 Meilen
Segeln: 64 – Motor: 9
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