Endlich geht es los!!

Viele Monate hatten wir auf diesen Moment gewartet, und endlich war es soweit: alle Reparaturen waren abgeschlossen, die Nordship-Mitarbeiter und ihr Chef hatten sich super nett von uns verabschiedet, iSailor war für die erste Etappe der Überführung programmiert, das für uns neue Raymarine Multifunktionsdisplay am Steuerstand zeigte auch schon die ersten Wegpunkte auf dem Navi, und es war Zeit, den Landstrom zu kappen.

Adieu Fredericia

Während unseres Ablege-Briefings schnurrte sich der neue Volvo Penta warm – man ist der neue Motor leise!! – und ließ uns zügig unsere Fahrt Richtung Süden starten.

Kalt war’s, aber zum Glück recht sonnig.

Als vertrauensbildende Maßnahme durfte sich der neue Motor die erste Stunde beweisen – die Segel hatten noch etwas Schonfrist… – und wurde nach genauer Prüfung auf Undichtigkeiten mit viel Lob überschüttet.

Ein entspannter Skipper

Auf der weiteren Fahrt durch den Kleinen Belt war dann die Genua dran, ihr Können zu zeigen. Diese hatten wir ja im Winter bei der Greifswalder Tuchwerkstatt neu anfertigen lassen und waren uns sicher, dass Sebastian und sein Team wieder so gute Arbeit geleistet hatten, wie wir es vom vorherigen Schiff gewohnt waren. Problemlos entrollte sich das große Vorsegel und zog uns die folgenden Stunden in Richtung Faaborg.

Aufgrund des für diesen Kurs perfekt passenden Nordwinds glitten wir auf den Wellen dahin und konnten sehr entspannt die Vorteile einer Decksalonyacht ausprobieren: und das heißt, einfach mal nach drinnen verkrümeln, wenn draußen gefühlte fünf Grad vorherrschen. Und trotzdem den Blick nach vorne und zur Seite nicht verlieren! Auf dem gut gepolsterten Navigationsplatz zu sitzen und von hier CARLOTTA mittels Autopilot und ohne Handschuhe und Wintermütze zu steuern, ist ein echter Gewinn!

Von diesem erhöhten Platz aus kann auch ich problemlos die Umgebung überblicken
oder überlasse Micha das Navigieren.

Amüsant war die Anzeige auf dem Autopilot-Handheld, die – ohne unser Zutun – die Wassertemperatur anzeigte.

Brrrrr, da ist noch Luft nach oben

Kein Wunder, dass wir nur zwei andere Segelschiffe in der Ferne sahen. Zumal auch über Land gewaltige Fronten aufzogen, die sich über Land abregneten – so blieben wir halt noch etwas länger auf dem Meer…

Naturgewaltiges Farbenspiel

Wir entschieden uns dann für einen Besuch auf der Insel Lyö, da wir dort bei diesem Wetter einen eher leeren Hafen erwarteten (statt der bekannten Überfüllung im Sommer). Und so leer war es dann auch.

Bauprojekte im Hafen Lyö

Bei der Einfahrt zogen uns die neue Dalben und Stege magisch an. Allerdings lag dort wirklich so gar kein Schiff, in dessen Luv wir uns hätten legen können. Macht nix, munter durch die Dalben, Heckleinen drüber geworfen und weiter vorwärts auf den Steg zu. Erst dann konnte ich entdecken, dass es nur drei Festmacherösen auf dem alten Stegteil gab. Nach dem Sprung von Bord erreichte ich gerade noch eine Öse und versuchte zügig die Steuerbordvorleine zu befestigen. Ein eher leidliches Unterfangen, wenn fünf Windstärken seitlich auf das Schiff treffen, so dass Carlotta reichlich vertrieb. Nun gut, neue Ideen waren schnell zur Hand.

Während ich weitere Backbordleinen vorbereitete, verband Micha beide Heckleinen miteinander, sicherte sie mit einem Fender und warf sie über Bord. Wir konnten nun problemlos am alten Stegteil längsseits festmachen und erstmal im Cockpit mit einem kühlen Schöfferhofer verschnaufen und die sonnige Windstille genießen.

…und der Fender schwimmt!

Ok, nicht sehr lange, wie man erahnen kann. Drohne DAISY erhielt ihren fünf minütigen Auftritt und schoss ein paar Fotos.

Nun galt es, die Heckleinen wieder an Bord zu holen: Leinen lösen, rückwärts fahren (jaja, was für ein freudiges Erlebnis für uns nach unseren Langkieler-Erfahrungen…) und mit dem Enterhaken den Fender einfangen. Das hat dann auch recht gut geklappt, so dass wir unseren Liegeplatz wieder einnehmen konnten. Passend kam der knuffige Hafenmeister John Hansen vorbei und kassierte die Hafengebühr – fehlende Festmacherklampen hin oder her. Immerhin sind Duschen und Toiletten geöffnet und Landstrom stand auch zur Verfügung.

Womit wir mal beim Thema “was ich so vergessen habe, mitzunehmen” sind…meine eigentlich perfekte Checkliste funktioniert dann gut, wenn man – äh, ich – jeden Punkt prüft und abhakt. Und wenn manche Dinge soundso immer an Bord sind – wer bedenkt da schon den Schiffswechsel?- fällt die Prüfung etwas gröber aus…ok, was fehlt?? Der Fön. Aber was soll’s, schicke Fönfrisuren sind eh überbewertet, und der Weg von der (nicht beheizten !!) Dusche zum Schiff lässt sich auch mit einer Mütze zurück legen.

Das zweite ist viel tragischer… grins…Pfeffer!! Wir hatten uns doch erst letztes Jahr in Schweden unterwegs eine Pfeffermühle zugelegt, die wohl im Winter vom Winsener Haushalt nahtlos assimiliert wurde. Eine Champignonpfanne schmeckt allerdings auch mit anderen Gewürzen und Kräuter, und so ließen wir den Abend lecker zu Ende gehen.