Auf dem Weg nach Ciutadella

Eine kontrastreiche Woche liegt hinter uns und hatte wettertechnisch alles im Programm. Von wenig Wind beim Start aus dem Hafen Fornells über Regenfälle vor Anker, herrlichstem Sonnenschein für Wandertouren bei Windstille bis zu Windstärke fünf mit ordentlich Welle vor der felsigen Nordküste.

Wie ruhig es in unserer ersten Ankerbucht, der Cala Ferragut war, zeigt sich am ehesten an der Abendstimmung

oder auch zur Nacht.

Die zweite Nacht wollten wir in der benachbarten Cala Prudent verbringen. Wir hatten den ganzen Tag einen einzelnen Mast aus der Entfernung gesichtet und von dessen ruhiger Bewegung auf weniger Schwell geschlossen. Also, vormittags gleich mal rüber.

Cala Prudent

Warum wir nach einer Stunde wieder aufankerten, klären wir in unserem aktuellen Video auf. Es war schon echt traurig, diesen beeindruckenden Ort so schnell wieder verlassen zu müssen.

Die Suche nach einer ruhigen Ankerbucht mussten wir nicht aufgeben, denn es gibt ja die Cala Algayarens. Die Ansicht von oben  – DAISY hatte an diesem Tag übrigens frei 😉 – zeigt es ja sehr deutlich: Winde und Wellen aus östlichen Richtungen dürften hier nicht ankommen.

Es tummelte sich eine Vielfalt an Landschaften und Farben an diesem Abschnitt:

Dazu gute Wegmarkierungen für küstennahe Wanderwege, die uns in die nächste Bucht führten.

Da hatten wir noch gut Lachen… 🙄 Dabei drehte der Wind früher als vorhergesagt auf Nord, schickte erste Wellenvorboten in die Ankerbucht und ließ uns noch nachmittags in den nächsten Hafen segeln. Man, das war klug.

Der Nordwind frischte gewaltig auf, die Wellen türmten sich, legten uns auf die Seite, und das Mittelmeer zeigte uns glasklar, wer hier das Sagen hatte. Die Bildvorschau auf unseren aktuellen Film gibt dazu einen kleinen Ausblick.

Gegen 19 Uhr erreichten wir die lange, geschützte Zufahrt nach Ciutadella

und machten an einem fast leeren Ponton fest. Die Gastliegeplätze in diesem kommunalen Hafen befinden sich noch einen Steg davor (also im obigen Foto nicht sichtbar) und waren alle frei – wow, echte Nachsaison.

So sicher, wie die Hafenanlagen heute existieren, waren sie bis vor einigen Jahren nicht. Durch die besondere Lage des Hafens kommt es hier gelegentlich zu einem Phänomen, das als Rissaga bekannt ist. Das Wasser wird erst aus der Bucht herausgesaugt und kehrt als Riesenwelle zurück. So geschehen im Juni 1984, Juni 2006 und im Juli 2019, als die Welle einen Millionenschaden anrichtete, Boote zum Sinken brachte und viele weitere beschädigte. 2019 hob sich der Meeresspiegel in ganz kurzer Zeit um bis zu 1,75 Meter und überflutete den Hafenbereich von Ciutadella.

Das Naturphänomen ist einem Tsunami vergleichbar. Die Welle wird allerdings nicht durch ein Seebeben ausgelöst, sondern durch unterschiedlichen Luftdruck. Dazu müssen einige Voraussetzungen zusammenkommen: Etwa wenn warme Luftmassen in 1000 bis 1500 Meter Höhe von Afrika zu den Balearen strömen, von starken Südwinden überlagert werden und dazu noch bewölkter Himmel, gegebenenfalls mit Niederschlag, vorherrscht, und die Wassertiefe gering ist. Zum Glück standen diese Voraussetzungen bei unserem Aufenthalt nicht an, puh!

Ciutadella war bis ins 18. Jahrhundert die Hauptstadt Menorcas und wurde dann von Mahon abgelöst. Wir haben diese Stadt aber nach unserem fünftägigen Aufenthalt eindeutig zur Schöneren erklärt.

Besonders prägend, ist natürlich die imposante Kathedrale,

die aber mit ihrem gelb-beigen Gestein einfach auch irre toll bei diesem blauen Himmel aussieht!! 🙂

Vom Hafen kommend, landeten wir aber zuerst auf einem der zentralen Plätze Ciutadellas, dem Placa des Born mit Theater und Rathaus.

Und dann schlenderten wir lange durch die Straßen und konnten uns nicht sattsehen. Wir blenden die klassischen Touristengeschäfte ja immer aus und suchen die stilleren Orte und kleinen Läden und genießen es besonders, wenn wenig Menschen die Atmosphäre stören. Historische Gassen und Gebäude wirken nun mal am besten, wenn wenig los ist und die Steine und Farben für sich sprechen.

Die Gastliegeplätze befinden sich ja nah am Kai für Fischer und Schlepper, und auch ein großer Ausflugskatamaran lag uns gegenüber. Wir konnten also oft der Kommunikation zwischen den Bootsbesitzern lauschen bzw. versuchten, deren Spanisch zu verstehen. Aussichtslos. Die verständigten sich alle ausschließlich in Menorquin, was sich in unseren Ohren wie eine komplett andere Sprache anhörte. Vielleicht würde das ein Spanier auch so wahrnehmen, wenn er in Norddeutschland auf “Platt-Sprechende” treffen würde. 🙄 Auch die Schreibweise unterscheidet sich. Sehr oft, steht z.B. ein Y für ein I. Wenn also vermeintliche Schreibfehler in unseren Bezeichnungen rund um Menorca auftauchen, liegt es an den unterschiedlichen Dialekten und Schreibweisen.

Wesentlich ist, wir haben uns in Menorca verliebt und können nur jedem empfehlen, sich dieses kleine Paradies anzusehen.

Dann kann es jetzt losgehen mit dem nächsten Video, das Euch in 15 Minuten weiter auf unserer Reise entlang Menorcas Nordküste mitnimmt:

Etappen 46-48 vom 5. bis 12.10. von Fornells bis Ciutadella
1277 Meilen insgesamt seit März 2022