Zuhause angekommen

Freitag Morgen blickten wir auf eine sehr stürmische Nacht zurück, die uns zwei Mal nach draußen trieb, um irgendeinem Geklapper auf die Spur zu kommen. Schon den ganzen Abend über hatte der Wind zugenommen und für ein gewaltiges Pfeifen, Getöse und Geschaukel im Hafen gesorgt.

Wir waren froh, dass unsere Planung aufgegangen ist, und wir schon in Gedser, unserem Absprunghafen für den Trip nach Deutschland, sicher lagen. Dies auch angesichts der Meldungen zum ersten Sturm, der am Wochenende von Westen her über Deutschland ziehen sollte. Ich konnte meine Gedanken auch noch nicht vom der beschädigten bzw. Mast-losen Yacht lösen und war happy, dass wir am Freitag ein ruhiges Wetterfenster vorfinden sollten.

Vormittags verschaffte sich DAISY einen Überblick,

Gedser mit Fähr- und Sportboothafen

der das Fährterminal und den Sportboothafen zeigt. Fast tut es einem um den Ort leid, denn, Gedser ist wirklich nur eine Durchgangsstation, in der kein Besucher lange bleibt. Auch wir machten uns um 10.30 Uhr auf den Weg, da sich der Wind beruhigt hatte.

Mit den Fähren teilen sich die Sportboote die Zufahrtrinne,

wobei die hier so langsam fahren, dass erfreulicherweise keine fiese Welle entsteht (kabbeliges Wasser sorgt aber trotzdem für einen konzentrierten Blick… 😉 ).

Da wir zuerst einen reinem Westwind verzeichneten, setzten wir Segel und steuerten mit geringer Kursabweichung in Richtung Boltenhagen. Je mehr der Wind auf Süd drehte, desto mehr trieb es uns gen Rostock… 🙁 , so dass wir unser Eisensegel zur Hilfe nahmen. Und zwar genauso lang, bis der Wind aus Ost wehte und wir bei dem lauen Lüftchen unser buntes Vorsegel hissen konnten.

Die Vorboten des schlechten Wetters breiteten sich am Nachmittag an der Küste zwischen Lübeck und Boltenhagen aus, hielten sich aber noch zurück. Auch der Wind schlief ein, und wir nutzten dies, um den Gennaker, hübsch gefaltet, in seinen Segelsack zu verstauen.

Mit den ersten Regentropfen fuhren wir in unseren Heimathafen ein und schauten erwartungsvoll in unsere Liegeplatzgasse. Tja, ich hätte ja drauf gewettet, und so war es dann auch: unser Platz war mit einem Gastlieger belegt, obwohl wir unsere Ankunft zwei Tage vorher im Hafenbüro gemeldet hatten. Das Schild zeigte grün, statt rot, so dass hier zwei Wismarer Segler im guten Glauben angelegt hatten. Die waren verständlicherweise mehr als verärgert, als wir sie nachdrücklich zum Umparken aufforderten. Freie Plätze gab es zwar genug in der Gasse, aber wer hat schon Lust, seine Kuchenbude und den Esstisch wieder abzubauen und ein erneutes Hafenmanöver zu fahren?! Da die beiden dann verbal sehr unhöflich wurden, hielt sich unser Mitleid in Grenzen, und wir waren wirklich froh, nach acht Stunden final an unserem Heimatsteg festzumachen.

Eine kleine Irritation verschaffte uns kurze Zeit später unsere Grauwasserpumpe im Bad, da sich das Duschwasser nicht mehr abpumpen ließ… 🙁 – zum Glück am letzten Urlaubstag im Hafen und nicht schon früher. Außerdem konnte Micha den Fehler zügig lokalisieren und wird ihn selbst beheben können.

Ungetrübt gönnten wir uns dann einen leckeren Ausklang im Hotelrestaurant am Yachthafen,

ließen unsere Gedanken zu den Erlebnissen der letzten neun Wochen fliegen und die Highlights dieser Langfahrt Revue passieren.

Hatten wir nun einen Lieblingshafen gefunden oder gar DEN idealen Ankerplatz entdeckt? Gab es das EINE Highlight? Oder, welches Erlebnis ist das Prägnanteste für uns?

Und während die Antworten so heraus purzelten, und wir von einer Erinnerung zur nächsten sprangen, wurde uns immer klarer: wir haben miteinander etwas ganz Großartiges erlebt!

Natürlich hatten wir ein Ziel – Finnland -, aber, wann wir wo genau sein würden, wußten wir nie und waren ja auch stets vom Wetter abhängig. Es ist ein Geschenk, soviel Zeit zu haben und sein Tempo sowie die Etappen dem Wind und Wetter anzupassen. Und sich gleichzeitig einzuschränken und oft auf das Wesentliche konzentriert zu sein: gesund und sicher vorwärts bzw. anzukommen, Trinkwasser und Lebensmittel zu erhalten, mit der Natur zu leben und ihre Schönheit wahrzunehmen.

In 65 Tagen sammelten wir in drei Ländern – mit vier Flaggen 🙂 –

1462 Seemeilen und haben diese 2707 Kilometer zu 50% segelnd zurück gelegt. Wem diese Zahlen zu trocken sind, der stellt sich einfach mal die Luftlinie von und nach Rom vor und legt diese Strecke im zügigen Wanderschritt zurück… Ja, was für eine lange Tour!!!

Und die könnt Ihr hier ganz genau nach vollziehen. Durch Doppelklick bzw. Reinzoomen in die Karte lässt sich jede Seemeile und jeder Stop verfolgen:

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Mit CARLOTTA besitzen wir das ideale Schiff für lange Fahrten und Aufenthalte an Bord. Die Decksalonyacht hat sich als perfekter Schutz bei widrigem Wetter, aber auch als agile Lady beim sportlichen Segeln bewiesen. Wir sind schon jetzt voller Vorfreude auf die nächsten Reiseziele