Wir haben Urlaub

Wenn man das Gefühl hat, dass einen nichts drängt, nichts unbequem ist, keine Arbeit erledigt werden muss, aber man alles machen kann, wozu man gerade Lust hat und auch das Wetter mitspielt, dann klingt das doch nach Urlaub, oder?? Insofern hatten wir unserem Empfinden nach unseren ersten Urlaub auf unserer Reise seit Anfang Juni! Klingt schräg? Nein, ganz und gar nicht.

Allerdings habe ich mir mir mal die offizielle Wikipedia-Erläuterung zum Thema Urlaub angesehen und musste feststellen, dass wir beide gar keinen Urlaub mehr haben können… 😉 Zitat: Urlaub sind die Tage, an denen eine unselbständig beschäftigte Person der (Erwerbs-)arbeit fernbleibt, nachdem sie hierzu die Genehmigung des Dienstherren erhalten hat 😮 😮 .

Tja, das passt für uns beide ja nun gar nicht (mehr), so dass wir wohl auf die Begriffe Erholungs- bzw. Auszeit zurückgreifen müssten. Gefühlt bleibt es aber Urlaub!!!! 🙂 🙂 Wer unser letztes Video schon gesehen hat, weiß, was ich meine. Ganz klar geht es um die Bucht bei Aldan, in der wir bei bestem Sommerwetter vier Ankernächte verbracht haben. Nach all unseren Ankermaleschen trauten wir den wiederholten Empfehlungen für diesen Ort eigentlich nicht über den Weg – und waren dann unendlich positiv überrascht und happy.

Blick auf den Ort Aldan

Während in den Tiefen der Rias stetiger Schwell und/oder Strömungen für unruhige Ankernächte gesorgt haben, störten die Gezeiten hier gar nicht – trotz der Nähe zum Atlantik. Hotels und Touristen schien es nur direkt in Aldan, nicht aber auf unserer westlichen Seite der Bucht zu geben. Neben uns einige internationale Fahrtensegler, aber keine Motorboot-Tagesgäste und keine Jet-Skies. Nirgends Industrie oder Fischtrawler in der Nähe, stattdessen ein schöner, kleiner Strand am Fuße des Dorfes O Hio.

Perfekte Bedingungen fürs Surfen, Paddeln, Dinghifahren oder auch Schwimmen – immerhin zeigte das Wasserthermometer 18,3 Grad an – so warm wie in keiner Ria zuvor (man wird sehr genügsam beim Atlantiksegeln in Bezug auf die Meerestemperatur… 😀 ). Wie oft waren wir selbst in den letzten Wochen in Spanien noch “auf der Flucht” vor zu kaltem Wetter und empfanden unsere Reise eher als Arbeitstörn?! Aber, die Wettervorhersage versprach uns jetzt einfach mal Sommer.

Die eine oder andere Wolke sowie ein nächtliches Gewitter konnten unsere Stimmung nicht trüben.

Hinzu kam sicherlich auch noch, dass wir nun sehr genau abschätzen konnten, pünktlich zum Familienbesuch aus Deutschland am 14. September in Porto zu sein. Wir hatten einfach Zeit, die Ruhe weg und die perfekt-friedlich anmutende Umgebung dazu.

Ein Besuch im Ort O Hio bestätigte unseren Eindruck eines typisch galicischen Dorfes mit Kneipe, Kirche und kleinem Supermarkt.

Und während wir folgende Impressionen sammelten,

entdeckten wir ein lauschiges Restaurant mit Wein-berankter Außenterrasse und ergatterten den letzten, nicht reservierten Tisch. Prima, das fing ja schon mal gut an. Die flinke, lächelnde Kellnerin empfahl uns das Tagesmenü und hatte sogleich den Google-Übersetzer und einige Brocken Englisch parat.

Sah aus wie Aal, war aber Katzenhai und schmeckte in dieser traditionellen Sauce wirklich gut. Vom opulenten Nachtisch samt Likör konntet Ihr schon im Video hören. Dass es gegrillte Sardinen als Vorspeise gab, hatte ich bisher verschwiegen… – ja, es war dort wirklich gigantisch nett und lecker und extrem günstig.

Kein Wunder, dass wir um die Wette strahlten:

Am fünften Tag gaben unsere Batterien den Reise-Takt vor: unsere Solarpanele oder auch das (kurze, weil uns beim Ankern zu laute) Motor-Laufenlassen reichten nicht aus, um uns ausreichend heißes Wasser zur Verfügung zu stellen. Wir verfügten nun aber über genügend Erfahrungen, um die Pläne für den notwendigen Batterieaustausch und die Inverter-Anschaffung zu konkretisieren.

Eigentlich hätte ich dort Motorboot-Symbole entlang der Strecke von Aldan nach Vigo einfügen müssen…immerhin nutzten wir für die dreistündige Tour das “Eisensegel” und luden unsere Batterien wieder auf.

Um unsere Urlaubsstimmung zu erhalten, hatten wir uns bewußt gegen den Stadthafen und für den außerhalb liegenden Porto Lagoa entschieden. Unser Eindruck bei der Ankunft am Samstag Nachmittag gab uns erstmal recht.

Die Marina liegt vor einer bewaldeten Landzunge und empfing uns mit hilfsbereiten Marineros und einer fließend Englisch sprechenden Sekretärin. Sie organisierte uns die Taxen, die wir für unsere “Ausflüge” zum Waschsalon oder zur Stadtbesichtigung benötigten.

Bereits in der ersten Nacht lernten wir die erste Tücke dieses Hafens und seiner Gastliegeplätze kennen: enormer Schwell schwappte gegen Carlotta, so dass wir am Folgetag um einen anderen Platz baten. Das ging easy – und abends wussten wir warum, es so einfach war. Dort wollte nie einer liegen, denn es sorgte eine Unterströmung für stetiges Rucken an den Leinen. ABER, morgens hatten wir – zum erfreulichen Ausgleich 🙂 – diesen Frühstücksbesuch in unserer Gasse:

Gleich danach durften wir ein drittes Mal umziehen und erhielten endlich einen super ruhigen Platz zwischen den Dauerliegern; immerhin wollten wir noch fünf Tage bleiben. Zum einen wetterten wir drei Regen- und Starkwindtage ab, zum anderen hatte, wir nun immer noch viel Zeit, bevor wir in Porto sein mussten. Die viel gespriesene Stadt Baiona mussten wir auf dem Weg dorthin nämlich auslassen, da wegen einer Regatta keine Gästeplätze frei waren. Vigo sollte ja aber auch schön sein, und so folgen jetzt hier die Highlights unserer Stadtbesichtigung:

Sehr leckere, gegrillte Sardinen, die es in einem Restaurant in der Altstadt um 18 Uhr für uns gab. Mehr war nicht!! Die empfohlenen Gassen und das Fischerviertel sind als solches nicht zu erkennen. Überall verfallene Häuser, häßliches Graffiti, rumliegender Bauschutt, kein Grün, keine Blumen und alles in grau-braun. Von der größten Stadt Galiciens mit ihren 300.000 Einwohnern hatten wir wirklich mehr erwartet. Richtig toll war nur der Chiropraktiker, der kurzfristig einen Termin für mich hatte und ein echter Profi ist.

Wir wendeten uns lieber unser Hafenumgebung zu und wanderten auf den Monte da Guia, immerhin ganze 70 Höhenmeter hinauf!! 😉

Dann ging es durch einen herrlichen Wald bis zur “Ermida da Nosa Señora da Guía” mit angeschlossenem Park.

Und noch eine schöne Erinnerung werden wir an Vigo behalten, da wir hier Judith und Peter und ihre FantaSea kennen lernten. Als das Paar (von Lindau am Bodensee und in unserem Alter) zwei Tage nach uns ankam, sind wir einfach mal vorbeigegangen und luden die beiden auf die Carlotta ein. Als Fahrtensegler ist es für uns immer wieder spannend, zu hören, was andere Segler antreibt bzw. welche Lebensmodelle bei ihnen zugrunde liegen. Judith und Peter haben einfach ein Jahr Auszeit und werden im November von den Kanaren in die Karibik segeln – und nächstes Jahr wieder nach Hause kommen.

Also haben sie aktuell genau so viel Zeit wie wir, so dass wir unsere nächsten Stepps wunderbar aufeinander abstimmen konnten. Auf jeden Fall war jetzt Schluss mit “Buchtenbummeln”, nun stand wieder Strecke auf dem Programm. Paddle-Boards und Dinghi verstauten wir unter Deck und machten ‘klar Schiff’.

Am Freitagmorgen, dem 10. September um 7.30 Uhr war es dann soweit, wir fuhren die erste Etappe nach Porto, nämlich bis Viana do Castelo. Wie gerne wären wir nach dem vielen Motoren in den Rias mal wieder gesegelt – das sollte aber nicht sein. Der Wind  kam fast von vorne, war nicht sehr stark und ließ uns wegen einer Gegenströmung nur mit drei Knoten segelnd voran kommen. Wir wechselten daher nach zwei Meilen auf den Motor. Wir hätten sonst für die 44 Meilen statt acht Stunden mindestens 14 gebraucht und wären im Dunklen angekommen. Und das bei einem Hafen, in dem der Hafenmeister keine (Reservierungs-)Mails beantwortet und nicht ans Telefon geht – er kann nämlich kein Englisch… 🙄 .

Unterwegs sprangen wir mal kurz über die Grenze und betraten PORTUGAL!

YES, schon wieder hatten wir ein Etappenziel erreicht. Immerhin befinden wir uns nun in dem Land, in dem wir unseren Törn in 2021 beenden und für ein paar Monate nach Hause fliegen werden. Aber, bis dahin vergehen zum Glück noch viele Wochen 😎 😎 .

Erfreulicherweise kamen wir also früh am Nachmittag in Viana do Castelo an und wurden bei der Einfahrt vom Hafenmeister (aus dem Nichts tauchte er auf) an einen ungewöhnlichen Platz gelotst. Es gibt dort nur einen Gästeponton, allerdings ohne Fingerstege 😯 . Dafür müssen ein ausgedientes Motorboot und ein Katamaran herhalten, an denen man sich längsseits festmacht und/oder seinen Anker zusätzlich wirft.

Hinter unserem “Fingersteg” lag schon ein französisches Segelboot, somit waren noch genau zwei Plätze neben uns frei. Wir reservierten gleich mal für die FantaSea und berichten Peter von der Hafensituation – die beiden gaben Gas. Immerhin befanden sich laut VesselFinder noch vier weitere Segelschiffe im Zulauf auf Viana. Wer zuletzt kommt, muss im Fluss ankern (und das will ja keiner…).  Eine dänische und eine schwedische Crew trafen vor der FantaSea ein und belegten “unsere” Plätze, die wir eigentlich tapfer verteidigen wollten… Eine kurze Rückfrage bei Peter ergab, dass die FantaSea nur eine Breite von 3,25 m hat. Und dann machten wir alle passend, was nicht passend erschien:

…da passt das Schiff doch nie dazwischen 🙄

Na klar, sie brauchten ja keine Fender mehr, und schon reichte der Platz aus.

Als Dankeschön lieferten Judith und Peter zwei Fotos von ihrer Abendwanderung zur berühmten Santuário do Sagrado Coração de Jesus  auf dem Monte de Santa Luzia:

Laut Reiseführer gehört der Blick vom diesem historischen Bauwerk über den Ort mit Fluß und Bucht zu einem der schönsten der Welt und wurde ins Weltkulturerbe aufgenommen.

Nachdem abends allerdings das benachbarte Fitnessstudio seinen Spinningkurs samt Einpeitscher bei geöffneten Fenstern abhielt sowie der Lounge-Club um 23 Uhr sein Outdoor-Partyprogramm startete, wollten wir alle am nächsten Tag dort nur noch weg.

Nach Porto!!!

42. Etmal am 31. August vom Combarro nach Aldan/O Hio – 16 Meilen, davon 11 segelnd

43. Etmal am 4. September von Aldan nach Vigo – 15 Meilen, davon 13 motorend

44. Etmal am 10 September weiter nach Viana do Castelo/Portugal – 44 Meilen fast nur unter Motor