Erste Tage in Schweden

Etwas wehmütig verließen wir Enskär am Morgen, hätten wir doch zu gerne noch einen ganzen Tag auf dieser Insel verbracht. Die Sauna wäre bestimmt noch warm gewesen…

Aber, der anhaltende Nordwind wollte genutzt werden und half uns, segelnd von Finnland nach Schweden zu gelangen.

Wir hatten uns vorgenommen, entlang der schwedischen Küste möglichst viel zu ankern und wenig Land- und Menschenkontakt zu haben. Besonders im Großraum Stockholm. Ja, die Covid-19 Zahlen sind in Schweden erheblich zurückgegangen, Masken werden aber kaum getragen, und wir wollten einfach nichts riskieren. Aus zweierlei Hinsicht ist das für uns aber auch absolut ok: immerhin befahren wir diese Küste jetzt zum dritten Mal und haben viele Highlights an Land schon gesehen. Außerdem lieben wir es, ruhige Ankerplätze zu entdecken und dort schaukel- und windarme Nächte zu verbringen. Wir sind ja Mitglied im schwedischen Kreuzerclub und können somit auch deren blauen sxk-Bojen zum Festmachen nutzen. Und die sind meist an besonders schönen Buchten platziert, oft auch dort, wo sehr felsiger Untergrund das Ankern eh erschweren würde.

Wiederholte Blicke auf die Wettervorhersagen für die kommenden Tage machten uns klar, dass uns der Hochsommer erfreulicherweise weiter erhalten bliebe, damit einhergehend aber auch viel Flaute bzw. leichter Wind, der dann genau von vorne kommen würde. Wir stellten uns daher auf eine motorreiche Zeit durch die schwedischen Schärengärten ein, in der wir eine Mittagspause immer gut zum Baden nutzen konnten – es gibt wirklich Schlimmeres… 😉🌞😎

Der Furusund, die Hauptverkehrsader zwischen der schwedischen Westspitze und Stockholm erfreute uns mit hübsch bebauten Ufern (es gibt mal wieder Rasen!!!)

Ankern vor Högmarsö

und mehrmaligen Ausweichmanövern.

Unverändert sieht man hier keine Kreuzfahrtschiffe, aber regelmäßigen Fährverkehr von und nach Finnland und Estland.

Beim Durchblättern unseres Revierführers konzentrierten wir uns auf größere Häfen, in denen wir ein Lebensmittelgeschäft nahebei vermuteten und somit einen kurzen Crossover-Stopp einlegen würden. Bullandö, DAS Mekka aller Stockholmer Yachtbesitzer, verfügt über sagenhafte bzw. abschreckende 1400 Liegeplätzen 😳, aber auch eine nette Pieranlage direkt am Gasthamn.

Hätten uns die Liegeplatznachbarn nett und hilfsbereit angenommen, hätte der Bootsshop eine passende Schot für uns gehabt, hätte das Restaurant einen vertrauensvolleren social-distancing-Eindruck gemacht, und hätte der Wind nicht so aus der ‚falschen‘ Richtung aufgefrischt…, wären wir eventuell sogar geblieben. Aber…, hätte, hätte, Fahrradkette!

Und wenn uns ein Hafen schon mal unsympathisch ist, dann müssen wir halt in Hafenbanausen-Manier Strom für’s Brotbacken nutzen, Frischwasser tanken, Abendbrot essen – und WIEDER ABLEGEN.

Goldenes Abendlicht beschien unsere Brückendurchfahrt kurz hinter Bullandö.

Diesmal haben wir DAISY nicht vorab zur Höhenkontrolle losgeschickt, sondern vertrauten auf die Angabe von 18,80 m im Navisystem. Worauf auch sonst? An der Brücke selbst gab es keine Angabe, und wir hielten uns kurz hinter einer schwedischen Yacht, die sich hier gut auszukennen schien. Etwas mulmig wurde uns, je näher wir der Durchfahrt kamen – wir konnten überhaupt nicht mehr einschätzen, ob es wirklich reichen würde. Auf jeden Fall sah es verdammt nach Kollision zwischen Mastspitze und Brücke aus. Fast schon im Rückwärtsgang erfolgte unsere Durchfahrt – und wir beide atmeten erleichtert aus, als wir knapp durchkamen. Wenn da man wirklich mehr als ein Meter Luft vorhanden war…?!?

45 Minuten hinter Bullandö erreichten wir unsere Bucht und erwischten den fast letzten Ankerplatz – prima!

Morgens ergab sich ein eher fremdartiges Bild , wenn man mal vom formschönen Yachten-Ankerballett absieht 😉

Regen – was war das noch???? In Kasnäs / Finnland hatte uns zuletzt ein morgendlicher Schauer geweckt. Das war 13 Tage her!! Irgendwann fiel uns ein, dass wir ja mal eine Matratzenkontrolle vornehmen könnten. Wurden die Wassermassen durch unsere Klebedichtung gestoppt oder hatten sie noch einen Weg ins Schlafzimmer gefunden? 🧐 Hm, schade, ein paar Tropfen kamen doch noch an – die Fuge muss wohl in ihrer gesamten Länge ausgebessert werden, und solange setze ich die innenbordige Handtuchmethode zur Abwehr ein 😜.

Die dunklen Wolken ließen wir hinter uns

und zogen weiter durch die sonnige Schärenlandschaft

Mittlerweile durchstöberten wir die Inselwelt entlang unserer Fahrtstrecke voller Ehrgeiz nach nicht-offiziellen Pausen- und Übernachtungsmöglichkeiten.

Wer will sich schon eine Ankerbucht mit einem zweiten Boot teilen????? Ha, wir doch nicht, wir finden lieber versteckte Buchten und genießen Sonnenuntergangsatmosphäre

bzw. Morgenstimmung nur gemeinsam mit der Natur.

 

Nachmittags frischte der Südwind mit einer leicht östlichen Komponente auf, und wir kreuzten uns durch die Schären. Die Selbstwendefock erleichterte uns dabei jedes Wendemanöver, und wir konnten mit 5-6 Knoten Fahrt einigen motorenden Segelyachten auf den Fersen bleiben 😁😁.

Belohnt wurden wir mit dieser Felsen- und Waldlandschaft:

Sechs Tage in Schweden, sechs Tage Sommer, und kein Ende in Sicht. 😃🤩☀️☀️

Und hier seht ihr unsere erste Teilstrecke in Schweden mal im Überblick:

11. August von Enskär/Finnland nach Högmarsö/Schweden
32. Etmal: 41 Meilen, davon 35 segelnd

12. August von Högmarsö nach Norrviken via Bullandö
33. Etmal: 34 Meilen, leider nur drei segelnd

13. August von Norrviken nach Ornö/Kolnäsviken
34. Etmal: der Anker fiel nach 16 Meilen unter Motor

14. August von Ornö via Nynäshamn nach Askö/Sandviken
35. Etmal: 34 Meilen, davon die acht kreuzend mit Fock und Groß

15. August von Askö nach Arkö
36. Etmal: 36 Meilen – leider alle motorend

16. August von Arkö nach Asvikelandet
37. Etmal: 37 Meilen, jippie, neun unter Segel und 28 mit Motor