Wenn wir uns an Nebelerlebnisse auf unseren Touren erinnern, fallen uns nicht viele Tage in den letzten Jahren ein. Zweimal in der Hanöbucht, ganz typisch zwischen Hanö und Simrisham, aber eher unkritisch. Und einmal – eher haarig – von der Giselauschleuse und weiter im Nordostseekanal; aber das ist eine andere Geschichte…😉
Das was wir morgens zwischen zehn und zwölf Uhr auf unserem Weg nach Västervik erlebten, hatte einen ganz anderen Charakter! Wir beobachteten zuerst, wie sich der Nebel von der Seeseite her in den Schärengarten entwickelte und langsam zuzog. Der blaue Himmel und die Sonne schimmerten immer wieder durch, bis auch nach oben hin alles grau war. Eine dicke Suppe hüllte uns mehr und mehr ein und schraubte die Sicht auf zwei Schiffslängen herunter. Na prima.
Vor allen Dingen dann, wenn dann plötzlich ein schwedisches Segelschiff vor uns auftaucht, was in der schmalen Fahrrinne vor sich hindümpelte. Logisch, viel Nebel = kein Wind.
An Bord waren drei seniorige Herren, die uns fast grimmig anschauten – wahrscheinlich suchten sie noch einen Schuldigen für dies Wetter.
Wir konzentrierten uns lieber wieder auf unsere Route und wechselten uns am Steuerrad ab. Während der eine mit Blick auf das Navi steuerte, versuchte der andere im dichten Nebel entgegenkommende bzw. zu überholende Boote frühzeitig zu erkennen. AIS-Symbole anderer Schiffe waren nämlich im breiten Umkreis nicht zu erkennen, und wir mussten also mit Überraschungen rechnen.
Und die kam dann auch: in Form eines Nebelhorns, was irgendwo hinter uns tutete. Wir hatten unsere Nebeltröte auch schon parat; Micha holte tief Luft und „antwortete“.
Ok, der Klang war nicht ganz so voll und lang, aber wir hofften, gehört zu werden. So wechselten wir uns noch ein paar Mal ab, ohne zu wissen von wo genau sich das Schiff näherte. Als wir in den Fjord nach Västervik abbogen und somit die Seeseite hinter uns ließen, lichtete sich der Nebel. Und es dauerte nur wenige Minuten, bis unser „Verfolger“ auftauchte und sich als gut 20 Meter langes Ausflugsboot herausstellte. Tja, die müssen scheinbar kein AIS führen, obwohl sie ja eigentlich zur Berufsschifffahrt zählen. Blödbommel!
Västervik besuchten wir nun zum dritten Mal und entschieden uns wieder für den Vereinshafen Notholmen, den wir in guter Erinnerung hatten. Die Innenstadt ist per Fahrrad sehr gut zu erreichen, und man liegt dort sdchön ruhig. Wir ergatterten den einzigen grün-markierten Platz, nur um abends doch wechseln zu müssen. Der Liegeplatzinhaber kam von seinem Wochenendausflug, hatte vergessen, auf Rot zu stellen und zeigte uns aber zum Glück einen Ausweichplatz. Nach den sechs vorangegangenen Ankernächten läuteten wir hier nun zwei entspannte Tage ein.
Zwischenzeitlich korrespondierte ich mit Astrid, einer Deutschen aus der „Segelnde Frauen-Gruppe“ in Facebook, die mit ihrer Familie in Figeholm lebt. Und, da wir diese Gegend und den Hafen so gerne mögen und er eh auf unserer Tour liegt, verabredeten wir ein Treffen am Mittwochabend. Die beiden überraschten uns mit selbst gebackenem Blaubeerkuchen, und wir vier verbrachten sehr nette Klönstunden bei uns im Cockpit!
Zuvor musste ich mich aber mal so richtig über zwei deutsche Crews aufregen, die schon vor uns im Hafen lagen und unsere Ankunft beobachteten. Eben nur beobachteten! Ist ja auch viel spannender zuzuschauen, wenn seitliche Böen ein Anlegemanöver erschweren, als sich zu bewegen und zuzupacken. Auf mein lautes und deutliches „Nicht nur gucken, sondern gerne auch helfen, wäre schön“, sprang einer der fünf Männer auf und griff beherzt eine Leine. Danke. Geht doch! Oh man, eins der Klischees über seniorige Männercrews hat sich mal wieder bestätigt. Nochmals Blödbommel!
Als wir Figeholm am nächsten Morgen verließen, ergaben sich tolle Ansichten für DAISY – das Video wird Euch begeistern – und etwas Action für mich 😊.
Für unsere weitere Reiseplanung hatten wir uns von Figeholm einen Wind gewünscht, der uns die rund 65 Meilen südöstlich an die Spitze von Gotland gebracht hätte. Kurz sah es machbar aus, und wir hätten eins unserer Traumziele realisieren können (Ihr erinnert Euch an den eigentlichen Plan, über Öland und Gotland nach Estland zu segeln…?!). Hätte, hätte…
Bei glatter Ostsee motorten wir stattdessen nur die 30 Meilen schräg rüber nach Borghom auf Öland. Auch diesen Hafen kannten wir vom letzten Jahr, wo wir am ersten Augustwochenende das dortige Saisonende erlebt hatten. Somit wunderte uns der leere Gastliegehafen Mitte August nur bedingt.
Der Vorteil war, dass wir in dem tollen Feinschmecker-Restaurant Gamla Televerket problemlos einen Tisch bekamen und fürstlich speisten.
Freitag früh erfreuten uns erste Windstöße kurz nach dem Ablegen und ermöglichten uns fünf Stunden schönstes Segeln im Kalmarsund.
Wenn sich die Wasseroberfläche stärker kräuselt, man die nächste Böe so schon erkennt, Carlotta sich zur Seite neigt, anluvt und dann Gas gibt…, wunderbar – Segeln macht einfach glücklich.
Der Wind schlief eine Stunde vor Berkvara ein, und ein Regengebiet kündigte sich an. Das ermöglichte uns aber, mal einen neuen schwedischen Hafen kennen zu lernen. Der kleine Hafen grenzt an einen Campingplatz mit großem See, um den wir beim einsetzenden, zum Glück, warmem Sommerregen herumspazierten.
Das Gebiet gefällt auch einem riesigen Schwarm Krähen, der bei Dämmerung ein Nachtquartier suchte – und sich die Masten im Hafen auswählte.
Nicht mit uns! Micha setzte lautstarke Gegenakzente und verscheuchte die Viecher nachhaltig. Der Schwarm verschwand dann in den hohen Bäumen beim Campingplatz, und wir hatten unsere Ruhe. Gute Nacht Berkvara.
Und in der Übersicht:
17. August von Asvikelandet/VALDEMARSVIK nach Västervik
38. Etmal: 25 Meilen unter Motor
19. August von Västervik nach Figeholm
39. Etmal: 33 Meilen, wieder nur motorend
20. August von Figeholm nach Borgholm/Öland
40. Etmal: 31 Meilen – von Segeln keine Spur bei totaler Flaute
21. August von Borgholm nach Berkvara
41. Etmal: 36 Meilen und davon herrliche 26 segelnd
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