Letzte Tage in Schweden

Morgens verholten wir im Hafen von Berkvara noch an die Tankstelle und motorten dann los, bis zur Südspitze des Kalmarsunds.

Hafen Berkvara mit Tankanlegeplatz

Bei Torhamns Udde bogen wir rechts in die Schärenwelt Karlskronas ein und konnten sofort den Wind zum Segeln nutzen. Herrlich! Diese schmale und gut betonnte Fahrrinne besegelten wir zum ersten Mal und genossen die großartige Landschaft, die uns übrigens mal wieder unter einer Brücke durchführte. Die Mocklö-Brücke weist eine Durchfahrthöhe von 18 Meter 10 aus, die CARLOTTA ja nachweislich reichen – ich habe diesmal einfach nicht hingeguckt, und so ließ es sich nervlich aushalten… 🥴😑

Kurz vor Kalskrona entschieden wir, angesichts der nahenden Regenfront, im Stadthafen zu pausieren. Morgens ging es dann weiter in Richtung Westen, durch die Drehbrücke bei Hasslö,

und immer möglichst dicht unter Land bei durchweg Windstärke fünf bis sechs. Wir schmiegten uns geradezu an die Küste, um eine weitestgehend wellenarme Fahrt im Schutz der Felsen und Inseln zu erleben. An diesem Tag konnten wir uns nur im Lee, also auf der windgeschützten Seite einer Insel, freihändig unter Deck bewegen. Wir haben während der Fahrt somit ein neues Längenmaß entdeckt: „eineinhalb Inseln“ reichen aus, um sich verletzungs- und kleckerfrei einen Becher Kaffee zu holen 😜.

Aber irgendwann mussten wir raus aus dem Schärenschutz, um südlich nach Hörvik zu gelangen. Die Wolkengebilde, die wir den ganzen Tag im Blick hatten, färbten sich nachmittags dunkelgrau ein, bauten Türme und bewegten sich rasend schnell voran.

Die Wetter-Apps sagten Sturmböen und starke Schauer voraus, aber wir pflügten auf unserem Kurs irgendwie unbehelligt zwischendurch (im Video könnt Ihr das dann noch besser erkennen). Kaum hatten wir in Hörvik festgemacht und die Kuchenbude aufgebaut, erwischte uns ein Gewitterschauer erster Güte. Yippie, was für ein Timing!

Warum übrigens Hörvik und nicht die Insel Hanö? Ja, der Hafen Hanö mit seiner aktiven Hafenkapitänin und die Insel sind echt schön, aber: das Restaurant ist nix mehr, und bei Südwestwind steht starker Schwell im Hafen. In Hörvik am Festland liegt man äußerst geschützt, hat zwar veraltete Steg- und Sanitäranlagen, aber (mal wieder) ein tolles Restaurant (> Kajutan). Das hatten wir letztes Jahr entdeckt und wollten es uns dort so richtig gutgehen lassen – und so haben wir dann auch gemacht, nachdem sich das Wetter beruhigt hatte.

Der Vortag hatte uns ja bereits einen Vorgeschmack auf die Wellengebilde in der Hanöbucht verschafft, und wir wussten, dass es auf der langen Tour bis zur Südwestspitze Schwedens anfangs eher unangenehmer werden würde. Immer mal wieder lesen wir von der „berüchtigten“ Hanöbucht mit ihren unstrukturierten Wellen und Kreuzseen und durften diese nun wieder hautnah erleben. Dicht unter Land zu fahren, war keine Alternative, sondern ein zu großer Umweg. Wir probierten zwar, dichter an die Küste zu kreuzen, hatten aber einen so schlechten Wendewinkel, dass wir lieber hart am Wind blieben und die Bucht auf dem üblichen Kurs querten.

Direkt hinter Hörvik setzen wir die Segel, und sobald wir auf Südkurs waren und den Festlandschutz verließen, erwischte uns eine saftige 30er Böe. Ok, wir hatten uns für die kleine Fock entschieden und brauchten nur das Großsegel zu reffen. Die geringere Segelfläche machte sich allerdings auch sofort in Form von abnehmender Geschwindigkeit bemerkbar. Und, da sich alles auf Windstärke 5-6 einspielte, refften wir wieder aus. Wir probierten verschiedene Kurse, um bei den Kabbelwellen unterschiedlichster Höhen (und Tiefen) und immer südlicher drehenden Wind, den Idealweg zu finden. Echt saublöd, wenn Carlotta in ein Wellental eintaucht, abgebremst wird und wir sofort einen Knoten langsamer werden. Wer will das schon?? (Ist übrigens echt beeindruckend, wenn das Tal so tief ist, dass der Bug komplett im Wasser verschwindet, die nächste Welle auf dem Vorschiff bricht – und Carlotta sich wieder heraus kämpft…ganz großartig, unsere kraftvolle Lady 🤗!) Also brachten wir mehr Druck auf die Segel, rollten die Fock ein und die große Genua raus. Yep, die schaffte was und zog uns besser voran!

Genau wie am Vortag, stand auch diese Strecke durch die Hanöbucht unter dem Motto „Heute schon geduscht??!“ Dem Autopiloten lag das Wellenwirrwarr auch nicht, so dass wir abwechselnd steuerten und so mancher Gischt nicht entgehen konnten.

Nach 5 1/2 Stunden war klar, dass uns der Wind eher Richtung Bornholm statt zur Südwestspitze Schwedens bringen würde. Weitere sechs Stunden Segeln, ohne eine Meile Richtung Westen voran zu kommen, war für uns keine Alternative. Wir glaubten einfach nicht an den erforderlichen Ostwind, den wir dann entlang der Küste MeckPomms bräuchten. Also, Segel runter, Motor an und zügig dichter an die wellenärmere Küste gefahren.

Optisch beeindruckend – zog aber an Käseberga vorbei!

Rum um die Ecke, und so kamen wir nach insgesamt zehn Stunden Fahrt im kleinen Hafen Käseberga an. Eine perfekte Ausgangslage, um vor dem Sturmtief „Kirsten“ im nur 30 Meilen entfernten Gislövs Läge, unserem Absprunghafen aus Schweden, anzukommen.

Ich hatte mir ja letztes Jahr, nach unserem erstmaligen Übernachtungsstopp in Käseberga vorgenommen, beim nächsten Mal unbedingt die historischen alten Steine „Ales Stenar“ anzuschauen. Grrrr, daraus wurde wieder nichts. Wir wollten halt zügig in einem größeren Hafen festmachen, um dort zwei Tage das Sturmtief abzuwettern. Und das war dann auch richtig so; außerdem liegt man in Gislövs Läge an Dalben, was Carlotta bei viel Wind ja besonders mag.

Erfreulicherweise zogen dann lediglich die Ausläufer des Sturms an der schwedischen Südküste vorbei und rüttelten auch nur in den frühen Morgenstunden des 26. Augusts ordentlich an unserem Mast.

Bis mittags regnete es zwar, aber ab nachmittags kam immer wieder die Sonne durch und brachte Windstille mit sich. Wir konnten die Zeit zum Erholen von den beiden letzten doch recht anstrengenden Tagen nutzen und erfreuten uns am Vereinsleben in diesem Hafen. Dienstag stand Segelunterricht für die Kleinen auf dem Programm, und mittwochs wäre eigentlich Regatta gewesen, wurde aber bei ausbleibendem Wind in Klönschnacks auf verschiedenen Yachten umgewandelt. Einfach eine sympathische Stimmung.

Der Ort selbst ist jetzt nicht der Renner und hat ein echtes „Algen-Geruchsproblem“, wie man schnell wahrnimmt und wir von vorherigen Besuchen wissen. Rechts und links vom Hafen sammeln sich große Algenmengen am Strand an und verrotten so vor sich hin. Ich habe mit dem Duft von frisch gebackenem Kuchen ordentlich dagegengehalten.

Darüber hinaus hatten wir mal wieder „Spaß“ beim Wäschewaschen – aber davon mehr im Video. Für uns hieß es nun „auf nach Dänemark“ sowie „Goodbye Schweden“

Diese Tour in der Übersicht:

 

22. August von Berkvara nach Karlskrona
42. Etmal: wieder 36 Meilen, diesmal aber nur 10 unter Segel

23. August von Karlskrona nach Hörvik
43. Etmal: 35 Meilen, alle mit Motor

24. August von Hörvik nach Käseberga
44. Etmal: 55 Meilen, davon 27 segelnd

25. August von Käseberga nach Gislövs Läge (Trelleborg)
45. Etmal: 30 Meilen, leider nur vier segelnd