Erste Etappe des Sommertörns

Wie haben wir diesem Tag entgegengefiebert. Nach all der Wartezeit und unseren Vorbereitungen packten wir am Mittwoch nur noch das Beauty Case, die Drohne – na klar, Daisy kommt wieder mit auf Reisen – sowie Notebook & Co und kamen bei herrlichstem Sommerwetter nachmittags in Großenbrode an.
Unser lieber Freund Wilfried hatte sich als Chauffeur angeboten und verschaffte uns einen triftigen Grund, um im Café Meerkieker die hausgemachten Torten zu probieren. 1000 Dank nochmals, Wilfried!

Angesichts unserer langen Tour hatte ich mir ja (noch) mehr Stauraum gewünscht, und wir setzten an diesem Abend noch eine Idee um. Ein klassisches Relingnetz wurde kurzerhand zur Hängematte umfunktioniert und bietet nun Platz für alles, was an der Luft gelagert werden muss oder kann. Und, nein, Micha wird dort keinen Mittagsschlaf halten… 😀

An dieser Stelle ein paar Worte zu der geplanten „langen Tour“: Die Alands hatten uns ja im letzten Jahr so begeistert, dass wir unbedingt weitere Landschaften dieser Inselwelt erkunden wollten. Dieses Jahr aber von Osten kommend. Hierfür wollten wir von Südostschweden über die Inseln Öland und Gotland nach Estland segeln. Auf der Bootsmesse Anfang des Jahres in Düsseldorf hatten wir nette Kontakte zu Vertretern verschiedener estnischer Häfen gemacht und peilten daher die vorgelagerten Inseln Saaremaa und Hiiumaa an. Über Tallinn sollte es dann nach Helsinki und wieder ins Turku-Archipel, danach über die nördlichen Alands und dann entlang der Ostküste Schwedens wieder gen Süden gehen.

All die Wochen haben wir uns von dem grundsätzlichen Plan, loszufahren, nicht abhalten lassen. Sorgen und Bedenken hatten wir natürlich, die Nachrichten lösten immer wieder Stimmungsschwankungen aus, und, die Gesundheit steht natürlich über allem. Als die Meldungen aus Schweden immer krasser wurden, haben wir uns mit der Route über Polen beschäftigt. Das „Küstenrevier Polen und Litauen“, der Reiseführer Baltikum und diverse positive Meldungen von Facebook-Seglern boten uns ausreichend Inspirationen.

Die ersten Etappen führen uns somit entlang der Küste Mecklenburg-Vorpommerns ins Usedomer Achterwasser – und dort waren wir auch noch nie. Perfekt also.

Für Donnerstagvormittag war reichlich Wind aus Ost vorhergesagt. Somit genau aus der Richtung, in die wir wollten. Endlich also das Wetter, um mit neuer Fock und Großsegel über eine lange Strecke einen „hart am Wind-Kurs“ zu segeln. Am besten gleich die 35 Meilen bis Warnemünde, so der Plan. Mit Sonne im Gesicht ging es los.

Einfach herrlich. Das Großsegel stand wie eine Eins.

Wellenglitzern und Wolkenstrahlen luden uns geradezu ein, den Horizont zu erkunden.

Nach gut 6,5 Stunden bogen wir aber bei Kühlungsborn rechts ab. 6,5 Stunden mit Dauerkrängung und der bekannten, anstrengenden Ostseewelle haben uns gereicht.

Wir fanden schnell einen idealen Platz im Yachthafen, der uns die nächsten zwei Tage eine ruhige Lage bei Starkwind und Regen verschaffen würde.

Gleich am Anfang einer Tour schon wieder gestoppt zu werden, fühlte sich nicht richtig an. Aber, für die zweite, 10 bis 12stündige Strecke um den Darß herum bis Stralsund, brauchten wir den passenden Wind und ganz bestimmt keinen Dauerregen. Immerhin haben wir ja Urlaub!

Den Abend verbrachten wir daher mit zu häufigem Blick auf die Windvorhersagen und auf unsere nicht perfekt eingerollte Fock – sie ist noch recht steif und lässt sich daher noch nicht eng aufrollen. Bei zunehmendem Windgetöse im Hafen entstanden Bilder eines nachts ausflatternden und wild schlagenden Vorsegels… 😯 nee, dann lieber nochmal raus und das Segel bergen. Hier hat es sein Lager für die Nacht gefunden:

Während Urmel am Samstag die Regenschwaden betrachtete,

hatte Micha den Scheibenwischermotor auseinandergenommen. Eher zufällig war ihm aufgefallen, dass das Gehäuse extrem heiß war und die Einheit wohl unter Dauerstrom stand.

Mist! Eine potentielle Kurzschluss-Feuerquelle, die es schnell zu eliminieren galt. Ein paar fast verbrannte Fingerspitzen- und Betriebsanleitungen-Lesen später, stand das Ergebnis fest: von schneller Lösung ist leider keine Rede. Wir warten auf Sonnenschein und viel Zeit im nächsten Hafen, um die Anlage innen und außen komplett auseinander zu bauen.

Derweil schloss ich wieder Freundschaft mit meinem Backofen. Da ich mich nicht mehr erinnern konnte, welche Einstellung welche Temperatur verursachte, probierte ich es mittels eines klassischen Rührkuchens und mit Blick auf das Ofenthermometer einfach aus. Und jetzt ist mir wieder klar: es gibt 220 Grad oder 220 Grad oder 220 Grad… 🧐 egal, wo der Knopf steht. Das Ergebnis versüßt uns nun für einige Tage den Nachmittagskaffee.

Petrus hatte dann Samstagabend ein Erbarmen und fuhr sein ganzes Orange-Spektrum auf. Wir haben ja schon viele traumhafte Sonnenuntergänge auf See erlebt, aber, an so eine Pracht kann ich mich nicht erinnern. Einfach gigantisch!!

Gute Nacht.

 

18. Juni
von Großenbrode nach Kühlungsborn
1. Etmal: 28 Seemeilen > 25 unter Segel, 3 Motor