Drei Stopps in Dänemark

Der Donnerstagmorgen in Gislövs Läge begrüßte uns mit Regen und Windstille. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um einen knapp 50 Meilen-Törn zu starten…, aber, wir haben ja einen fetten Motor, der Carlotta konsequent vorantreibt.

Das Wetter kam für uns nicht überraschend, denn wir hatten ja bereits Gelegenheit, uns mit der Farbenlehre zu beschäftigen. Blau bedeutet wenig Wind, grün wird schon intensiver, und braun-orange sollte man eigentlich meiden. Unsere Tour führte uns von rechts oben nach links unten und somit quer durch alle Farben…

Wir hätten daher wenigstens etwas Wind aus Nordost beim Start erwartet und wußten, dass uns südlich von Rödvik zwei Stunden später die Böen aus Nordwest um die Ohren fliegen würden. Aber, wie so oft, kam alles verspätet, und wir ließen uns erst nach gut 20 Meilen – also ca. drei Stunden – zum Segelhissen durch ein anderes Segelschiff inspirieren. Die Wellenlage vom Vortag vermasselte uns aber einen gemütlichen Segelstart, so dass wir, mit Blick auf die restliche Strecke, doch wieder motorten.

Wir freuten uns auf das letzte Drittel des Törns, das uns durch die bekannte, enge Fahrrinne des Bögestroms, in der sehr flachen Faksebucht führen würde. Und kurz bevor wir uns auf die Betonnung konzentrieren wollten, kam der Wind. YES. Endlich raus mit den Segeln und den Motor abstellen. Wie uns die Farbenlehre von Windy aber gelehrt hat, gab es dann auch auf die Ohren…

Hmm, wozu hat man, äh frau, schon ihr Outfit…???!

Der Wind schwächte sich wieder ab, und wir halsten gemütlich bis Kalvehavn. Ein Hafen, den wir auf früheren Törns immer ausgelassen hatten, da er uns zu nah an der Autobahnbrücke über den Ulvsund liegt. Da es aber eh Abend war und wir uns unter Deck verkrümeln konnten, ließen wir uns die super Lage für die Weiterfahrt gefallen. Außerdem befand sich ein Supermarkt auf der anderen Straßenseite und verhalf uns zu einem gefüllten Kühlschrank für die nächsten Tage.

Dem Ulvsund folgend, fuhren wir am Freitagvormittag weiter durch Smalandsfahrwasser, also nördlich der dänischen Inseln Falster und Lolland und warteten auf den angesagten Südostwind. Und der kam dann auch nach vier Stunden und schickte uns genialen Druck auf die Genua bis zum Hafen Onsevig. Ein Hafen, den wir noch nicht kannten und der uns ideal für die Weiterfahrt nach Bagenkop, also der Südspitze Langelands, erschien.

Der Ort Onsevig besteht aus einigen wenigen Häusern und einem kleinen Campingplatz am Hafen. Nicht gerade ein Traumziel, in dem wir viele Tage verbringen würden. Die Steganlagen sind uralt und aus schedderigem Beton, und es gibt sehr wenige Gastliegeplätze. Aber, wir lagen prima rechts vorne neben dem grün-weißen Schiff und konnten die milde Sommersonne genießen. DAISY zeigte uns die Gegend dann allerdings noch aus einer beeindruckend schönen Optik:

Blauer Himmel, Sonnenschein und keine fünfzig Zentimeter Wassertiefe links der Mole sorgen für diesen mediterranen Anblick. Einfach schön! Und dann schwammen auch noch zwei Schweinswale, eine Mutter mit ihrem Kalb, ganz dicht an uns vorbei. Traumhaft; endlich mal wieder Schnaufis in natura!!

Der Tag verabschiedete sich mit orange-grauen Farbfreuden, (und ich hatte mal richtig Zeit, um zu bloggen).

Das Spätsommerwetter hielt weiter an und bescherte uns eine gemütliche Überfahrt nach Bagenkop, an die Südspitze Langelands. Kurz hatten wir den Gennaker hochgezogen; immerhin unser Leichtwindsegel, das wir an diesem windsparsamen Sonntag einsetzen wollten.

Sobald wir aber fast auf der Stelle standen, äh, vor uns hin schaukelten, wechselten wir doch wieder auf das eiserne Segel und motorten die restlichen vier Stunden. Dabei kamen wir an zig Anglerbooten verschiedenster Größe und Besatzungsstärke vorbei, die alle ihr Glück in dieser wohl fischreichen Gegend suchten. Es war dann allerdings etwas irritierend, als plötzlich eins dieser Motorboote zügig auf uns zufuhr und zunehmend auf Kollisionskurs mit uns geriet. Wir konnten keinen Steuermann erkennen und wichen natürlich aus.  Dann erkannten wir sein “Dilemma”: Als einziger Mann an Bord musste sich der Angler natürlich mit seinen Angelerfolgen in den Tiefen des Cockpits beschäftigen und konnte nicht hoch- geschweige denn nach vorne schauen 😖😠. Wahnsinn, bei dem Tempo und dem Bootsverkehr. Er hätte einfach stehen bleiben müssen… nun gut, wir behielten diese kleinen Boote nun noch genauer im Blick auf unserer verbleibenden Strecke.

Von der Südostseite kommend, hatten wir die Landspitze Langelands noch nie passiert, und umso schöner war der Blick auf Möns Klint mit seinem Leuchtturm und seiner Steilküste.

Auch hübsch, wobei uns der Hafen Bagenkop in skandinavischem Rotweiß empfängt.

Auch in hier macht sich das Saisonende bemerkbar: es gab viele freie Plätze, bis abends dann einige deutsche Yachten hinzukamen. Für uns echt ungewohnt, soviel Hafenkino mit deutschen Flaggen zu erleben – und wirklich, das hatte uns die letzten Wochen nicht gefehlt!!

Passend zur Einstimmung auf Deutschland und die deutsche Kultur (…!!!) habe ich Micha nach unserer Ankunft mit einem Mittagessen überrascht. Seit elf Wochen fahre ich ein geheimes Glas Rotkohl in den Tiefen der Stauräume spazieren und kredenzte ihm bzw. uns Frikadellen mit Kartoffeln und eben diesem Rotkohl. Das Leuchten in Michas Augen hättet ihr mal sehen müssen…🤗🤩

Tja, und dann war es soweit: wir suchten alle Gastlandsflaggen der besuchten Länder zusammen und vollendeten die geliebte Tradition mit der FLAGGENPARADE.

Wer hier genau nachzählt, vermisst sicher die lettische Flagge, aber die hatten wir ja nirgends kaufen können. Dafür gehören für uns die Ålands separat dazu, auch, wenn sie eigentlich finnisch sind.

Unsere Tour nach und durch Dänemark sah also so aus:

27. August von Gislövs Läge/Schweden nach Kalvehavn/Dänemark
46. Etmal: 47 Meilen, davon 19 segelnd

28. August von Kalvehavn nach Onsevig
47. Etmal: 44 Meilen und, zum Glück, 29 segelnd

30. August von Onsevig nach Bagenkop
48. Etmal: 25 Meilen und davon schnuckelige 0,5 mit Gennaker