Der Hotspot für Fahrtensegler

Am Sonntag, den 15. August legten wir in A Coruna an. Nach knapp fünfstündiger Fahrt vom Ankerplatz bei Cedeira erreichten wir damit ein für uns riesiges Etappenziel auf unserem Törn 2021.

Und gleich mal vorweg: es heißt tatsächlich ‘A Coruna’ in galizischer und offizieller Sprache und eben nicht mehr ‘La Coruna’. Ich war zwischenzeitlich verwirrt von der unterschiedlichen Nutzung und musste das für mich (und Euch 😉 ) mal klären. Und eh ein/e Profi meckert: ich bekomme in WordPress die hübsche spanische Welle über dem ‘n’ nicht hin.

Während wir im Vorfeld noch überlegten, eventuell den Außenhafen und nicht die vermeintlich quirlige Stadtmarina zu nutzen, verflogen alle Bedenken sofort beim Anlegen. Gäste werden im ersten Hafenbereich untergebracht und befinden sich somit ausreichend entfernt von der eigentlichen Promenade und Innenstadt. Trotzdem liegt man sehr zentral und hat einen schönen Blick auf die attraktive Stadtfassade. Die sogenannten Galeriehäuser zeichnen sich durch ihre weiß verglasten Galerien aus und haben A Coruna den Zweitnamen ‘Kristallstadt’ gegeben.

Dazu eine autofreie Promenade, viel Grün und viel Platz. Hinter der ersten Reihe geht es dann aber ganz typisch spanisch weiter. Enge Gassen mit kleinen Geschäften sowie vielen Bars und Restaurants.

Wir sind allerdings nachmittags erstmal vollkommen unbedarft losgezogen, um in einem dieser Restaurants Essen zu gehen. Und da wir auf der Herfahrt von einer Stulle, Bananen plus Kaffee und Keks gelebt hatten, knurrte der Magen entsprechend laut. Oh man, waren wir deutsch eingestellt. Also, die Küche ist fast überall von 13 bis 16 Uhr und dann erst wieder ab 20 Uhr aktiv – und an Sonntagen – und das war der 15. August ja 😯 – schließt alles spätestens um 16.30 Uhr. Eine geschlagene Stunde sind wir rumgeirrt, bekamen noch ein paar Tipps, aber letztendlich nirgends etwas zu essen. Mir fiel dann ein, dass ich doch eigentlich verschiedenste Tapas-Zutaten im Kühlschrank hatte, so dass es final ‘Spanisches Dinner à la Maison‘ gab. Auswärts Essen gehen wird wirklich überbewertet… 😉 .

Satt und zufrieden nahmen wir unsere Stegnachbarn erstmals bewußt ins Visier. Was für eine Freude: Finnen, Schweden, Dänen, natürlich Franzosen und Spanier, aber auch Engländer, Holländer und weitere Deutsche. Total unterschiedliche Bootstypen jeden Alters und Stils, und an Bord Paare, Freunde, Familien, mit Hund und ohne…eine bunte Vielfalt mit verschiedensten Lebensentwürfen und Zeitplänen, aber alle auf Langfahrt in Richtung Portugal, und dann raus in die Welt bzw. ins Mittelmeer. Das hörte und fühlte sich herrlich international und weltoffen an. Wir genossen die Zeit in diesem Hafen.

Kaum überraschend bei soviel internationaler Präsenz, war dann auch der Besuch offizieller Seite. Der freundliche Polizeibeamte wollte aber nur unsere Pässe und den Bootsschein sehen; an Bord kam er nicht.

Nach drei Nächten passte das Wetter, und wir legten morgens um acht Uhr ab.

Wir hatten die Biskaya nun wirklich hinter uns gelassen – YEAH! – und bewegten uns weiter entlang der Westküste Spaniens. Raus aus der Biskaya, hieß aber auch “Hallo Atlantiktemperaturen”: das Meer hatte dort sage und schreibe 10,8 Grad Celcius 😯 !!!

Seit Tagen brauste dazu ein Starkwind um diese Nordwestecke, so dass wir gleich mit gerefftem Großsegel und allen Fleecepullis starteten. (Ich muss mal kurz an meine ‘Vor-dem-Törn-Assoziationen’ zu Spanien im August denken… 🤔).

Vorherrschende Windlage rund um A Coruna seit Anfang August: starke Nordostwinde, die entlang der spanischen Westküste (auf unserem Südkurs) zu moderaten nördlichen Winden werden

Unter 22 Knoten ging an diesem 18. August aber gar nichts, dafür konnten wir die komplette Strecke nach Camarinas segeln. Das ist bzw. war ein kleiner Hafen als Zwischenstop auf dem Weg in die berühmt-beliebten Rias, der uns Schutz vor dem Nordostwind bieten sollte. Logisch, dass wir echten Anlegewind hatten…das erkannten aber zwei norwegische (!!) Crews, die beherzt zupackten als die Böe mit Windstärke 7 zuschlug.

Ein weiterer, markanter Punkt aller Segler auf dieser Strecke ist sicherlich auch das Cap Finisterre, das den westlichsten Punkt Spaniens darstellt. Denn, danach geht es nur noch südwärts 😎 !

Fisterra oder auch Finisterre genannt

Am Nachmittag  erreichten wir bei herrlichstem Sonnenschein unsere erste Ria, die Ria de Muros e Noia, und ließen gleich links hinter dem ersten Berg unseren Anker fallen. Wir folgten hier einer Empfehlung, fanden es aber auch amüsant, am Strand von San Francisco gelandet zu sein 🙂 .

Wir trafen dort auch auf die Crew der ‘Lotta’, die uns in der Zufahrt zur Ria vor die Linse bekommen hatte. Vielen Dank nochmals für die Fotos!

Die Sonnenuntergangsatmosphäre war dann aber auch wieder herrlich:

Am nächsten Morgen lichteten wir den Anker und motorten auf die andere Seite der Bucht. Dort entdeckten wir eine kleine felsige Landzunge und einen recht leeren Strand. Wunderbar, ein ruhiger Sommertag konnte gestaltet werden.

Bei Flaute genossen wir die Umgebung vom Boot aus (das Wasser hatte hier immerhin 12,8 Grad…), bis der Wind mehr und mehr auffrischte. Erst da schauten wir uns mal richtig im Ankerfeld um – zwischenzeitlich waren nämlich noch drei andere Yachten dort gelandet. Irgendwie waren wir abgetrieben, schön parallel zum Strand im tiefen Wasser – und die Distanz entsprach nicht nur unseren 24 Metern Kette, die wir auf den Grund gelegt hatten… 😯  Nein, es waren 186 Meter!! Wir müssen nun zu unserer Schande gestehen, dass wir auf das Anker-Einfahren verzichtet hatten. Kein Wind, viel Kette, keine Bewegung im Schiff, kein Ankeralarm…eingelullt vom Sommertag…passt schon. Oh man, das waren doch nicht wir, die sonst so sorgsam Ankern. Aber, irgendwann ist immer das erste Mal. Und, es ist nichts Schlimmes passiert.

Oder vielleicht beinahe. Denn, Micha wunderte sich, dass sich der Anker so schwer hochziehen ließ. Bis er das hier vor Augen hatte:

Unser Anker war an einer Reuse hängen geblieben, die mit Leinen auf dem Grund befestigt war. Dicke Algenblätter, weiteres Grünzeug und eine LEERE Reuse kamen zum Vorschein. Zum Glück fuhren gerade zwei Angler an uns vorbei und halfen sofort.

Ohne diesen unfreiwilligen Ankerfänger wären wir sicher weiter abgetrieben. Und, fürs Abendessen mussten wir nun auf andere Weise sorgen… 😉

Immerhin waren wir unserem Übernachtungs-Hafen Portosin bereits 186 emissionsfreie Meter näher gekommen 😉 und erhielten dort das letzte freie Plätzchen. Am Folgetag sollte dort eine Regatta stattfinden, so dass die Marina proppenvoll war. Zu unserer Freude schenkte uns die perfekt Englisch sprechende Mitarbeiterin auch noch eine Flasche galizischen Weins beim Einklarieren. Wir hatten also wirklich einen Glückstag.

Blick auf die Berge hinter der Hafenzufahrt von Portosin

Es überraschte uns aber am nächsten Morgen nicht, als der Regen satt und ungemütlich vom Himmel fiel. Sommer in Galizien halt. Tapfer und neugierig auf den Ort – und besonders auf den lokalen Baumarkt 🙂 – marschierten wir los. Wir entdeckten einen genialen Bäcker mit Konditorei, eine nette Plaza mit vielen Cafés für Nichtregentage und wurden mit Shopping-Erfolgen belohnt.

Man/n trägt Halsschmuck 🤗

Tatsächlich kam aber nachmittags noch die Sonne raus und bescherte uns SUP- und Schlauchbootspaß in der Nachbarbucht.

…was sich zum Trocknen immer so alles ansammelt – die Neopren-Anzüge hingen über dem Baum

Am nächsten Tag soll es in die große Ria Arousa gehen – wir sind gespannt.

 

35. Etmal am 15. August von Cedeira nach A Coruna: 28 Meilen, davon nur 5 unter Segel

36. Etmal am 18.8. weiter nach Camarinas, von den 51 Meilen diesmal nur 5 mit Motor

37. Etmal am 19.8. gleich weiter in die Ria Muros / Ankern vor San Francicso: 36 Meilen, 10 unter Motor

38. Etmal am 20.8. zum Strandankern und weiter in den Hafen Portosin: 8 Meilen mit Motor