Cadiz

Wir hatten uns Ende Oktober – von Ayamonte kommend –  ja sehr bewußt für Rota und gegen Cádiz entschieden. Cádiz klang für uns klar nach Großstadt und somit nach viel Straßenverkehr, Trubel und für uns einfach nicht schön. Tja, so kann man (und frau) sich irren. Immerhin kannten wir beide diese Stadt noch gar nicht und hatten uns auch im Vorfeld überhaupt nicht informiert. Da sammeln sich schon mal ein paar Vorurteile an… Nun ist es bestimmt hilfreich, dass wir Nachsaison haben und übliche Touristenmassen an derartigen Hotspots nicht vorhanden sind. Außerdem stimmten noch ein paar andere Aspekte, und schon bekam unser Cádiz-Aufenthalt fünf Sterne.

Angefangen hat alles mit dem Team im Hafenbüro sowie im Yachtshop bzw. der dazu gehörenden Werkstatt. Im Video hatten wir ja schon von den pfiffigen Angestellten und der sofortigen Hilfe für unseren Baumbeschlag berichtet.

Dazu kamen sehr ordentliche und geräumige Sanitäranlagen, die direkt an unserem Stegzugang lagen sowie ein smarter Hafenpreis von € 21 Euro pro Nacht. Fing also alles echt gut an. Und ging zum Glück so weiter.

Wir lernten, dass Cádiz zu den ältesten Städten Westeuropas zählt und rund 800 Jahre vor Christi erstmals besiedelt wurde. Leider wurde die Stadt über die Jahrhunderte hinweg so oft erobert, zerstört und wieder aufgebaut, dass man bei den alten Steinen und Überresten schon mal den Überblick verlieren könnte. Wir haben also gar nicht erst versucht, jede historische Besonderheit zu besichtigen. Vielmehr schlenderten wir durch die schmalen Gassen und lernten so die verschiedenen Stadtteile kennen. Übrigens wird der Straßenverkehr größtenteils aus der Innen- bzw. Altstadt herausgehalten – welch Freude.

Ein zentraler Punkt ist natürlich die imposante Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert,

Das bunte Treiben auf dem Vorplatz und den Café-Terrassen wurde von spanischer Livemusik untermalt und wirkte auf uns wunderbar gemütlich. Frei von Hektik und Enge.

Gleich hinter dem nächsten Torbogen wurde erst vor kurzem – also 1980  – das römische Theater entdeckt, dass im 1. Jahrhundert vor Christi erbaut wurde rund 20.000 Menschen “Kultur und Spiele” bot. Die Ausgrabungen dauern noch an, aber wir konnten (kostenlos) ein paar wirklich alte Stufen betreten.

Immer mal wieder beeindruckten uns prächtige Gebäude und ihre Fassaden:

Ein weiteres Highlight ist das Denkmal zu ersten Verfassung Spaniens. In einer Grünanlage steht dieses Werk, dessen liebevoll gestalteten und geschichtsträchtigen Details uns begeisterten.

Das Monumento a la Constitución de 1812

Immerhin galt diese überraschend liberale Verfassung vielen ausländischen und späteren spanischen Verfassungen als Vorbild.

Übertrumpft wurden diese Attraktionen nur noch von dem Torre Tavira mit seiner Camera Obscura. Der höchste Wach- und Aussichtsturm der Stadt aus dem 18. Jahrhundert ist heute als Museum mit unzähligen Bildern und Fotos zugänglich. Mir haben es zum einen die charmanten Bilder zur Aufbereitung der historischen Geschichte der Stadt angetan,

zum anderen natürlich die 20-minütige Vorführung der Camera Obscura. Die genaue Erklärung habe ich oben verlinkt und kann jedem nur empfehlen, sich so etwas mal anzuschauen. Ist extrem beeindruckend, wie so eine Linse ein 360Grad-Panorama (in diesem Fall von Cadiz) bzw. Echtzeit-Bilder von den Straßen, Türmen, Plätzen und Menschen der Stadt auf eine Leinwand projiziert. Natürlich erhielten wir somit auch eine Art Stadtführung, die gefühlt die Nennung aller Kirchen-Namen von Cádiz beinhaltete.

So ein hoher Turm bietet natürlich eine Aussichtsplattform an, die einen wunderbaren Rundumblick über Cádiz ermöglicht.

Der Blick übers östliche Cádiz
und in Richtung Norden (mit Rota links oben)

Ein Highlight ganz anderer Art erwartete uns dann wieder im Hafen. Schräg gegenüber von uns lag eine britische Yacht, deren Eigner, Pete und Bini, zeitgleich mit uns eingetroffen waren. Allerdings auf Fahrrädern! Die beiden hatten sich gerade neue Klappräder in England gekauft, waren nach Malaga geflogen und von dort tatsächlich nach Cádiz geradelt.  Somit hatten sie zwei alte Klappräder an Bord, die sie uns für den nächsten Ausflug in die Stadt zur Verfügung stellten. Einfach so, echt super nett. Logisch haben wir uns mit einem Drink und (in diesem Fall) einer selbst gemachten Pizza am Abend an Bord der Carlotta revanchiert. Und diese Geste war wirklich notwendig. Immerhin hatten wir den beiden den Besuch der Camera Obscura sehr empfohlen. Allerdings auch darauf hingewiesen, dass es zum Abschluss der Vorführung eine Art Prüfung zu den Kirchennamen geben würde. Ich meine, da redet man schon mal ein bißchen Blödsinn am Steg – und sieht sich abends zwei Gästen gegenüber, die ernsthaft von ihrer Erleichterung aufgrund der ausgebliebenen Prüfung sprachen… Boa, was haben wir dann zusammen gelacht. Und einen traumhaft unterhaltsamen Abend miteinander verbracht.

Und da der Aufenthalt in Cádiz ja voller Highlights steckte, zeigen wir Euch jetzt gleich das nächste:

Es galt, zwei Starkwindtage mit Regen zu überbrücken, und was liegt daher näher, als in den Tiefen der Schapps nach einem jahreszeitgemäßen Dosengericht zu suchen 😉 . Die meisten Norddeutschen werden uns sicher verstehen…

Wir gönnten uns dann noch einen, erneut sonnigen Tag in Cádiz. Diesmal besuchten wir den historischen “Parque Genovés”, der mittlerweile als Botanischer Garten fungiert und herrliche romantische Züge aufweist.

Hier pflegten die Damen und Herren der Stadt entlang zu flanieren

Unser Rückweg führte uns mal wieder über einen der malerischen Plätze der Stad, der von besonders prunkvollen Gebäuden umrahmt ist.

Nach fünf Tagen und Nächten verließen wir diese Stadt und waren wirklich froh, hier zufällig gelandet zu sein!

 

58. Etmal von Rota nach Cadiz – sechs Seemeilen unter Motor – einfach über die Bucht