Blitzblanker Himmel lockte uns Samstag aus den Federn und ließ uns früh in Richtung Großenbrode aufbrechen. Die Windvorhersage bescherte uns ein sattes “aus Nord”, was exakt der Kurslinie entsprach, die wir anpeilten. Na toll. Besser gesagt, na klasse, immerhin könnten wir dann gleich mal die neue Fock auf ihre “Hart-am-Wind”-Fähigkeiten hin testen. Kaum hatten wir also die Boltenhagener Bucht verlassen, setzten wir die Segel und…fuhren in Richtung Neustadt/Grömitz… 🙁 . Na gut, dann mal Kreuzen und den geringsten Wendewinkel erarbeiten. Och nee, da landen wir in Kühlungsborn… Wir haben uns das noch eine Zeitlang bei abnehmendem Wind angeguckt, die zu erwartende Ankunftszeit in Großenbrode mit 22.30 Uhr errechnet 😯 😯 , konsequenterweise den Motor gestartet und einfach die Segel eingeholt.
Unser 60PS-Volvo hatte ja gerade seine Wartung erhalten und schnurrte vor sich hin. Wir machten es uns gemütlich.
Eine Stunde vor der Küste kam uns bei zartem Gegenwind die Idee, unseren Gennaker auszuprobieren. Dieses Leichtwindsegel hatte uns in der vorherigen Saison viel Freude gemacht, wenngleich es immer mal wieder zu unkontrolliertem Ausflattern gekommen war. Somit hatten wir im Winter einen festen Torsionskern einarbeiten lassen und konnten nun die gleiche Rollanlage wie für die Fock nutzen. Klang einfach und unkompliziert. Gesagt, getan: Segel an Deck, Fall und Schot angeschlagen, CARLOTTA vor den Wind gedreht und hoch damit. Es dauerte nur Sekunden, und die komplette Segelwurst knallte aufs Deck – zum Glück an uns vorbei.
Wir konnten nur raten, was genau am Masttop passiert war und vermuteten, dass der Schäkel, mit dem das Fall befestigt ist, zerbrochen war oder – mit etwas Glück -sich “nur” geöffnet hat. Im Ergebnis steckte das Ende der Leine oben am Mast und ließ uns somit erste Pläne für die Nachmittagsgestaltung entwickeln. 😮 Ganz klar, einer musste nach oben.
Wie sich das für solche Fälle gehört, nahm der Wind nach dem Anlegen zu, so dass wir zügig ans Werk gingen. Bootsmannstuhl gegriffen, zwei (Sicherungs-)Leinen angeschlagen und schon zog mich die Elektrowinsch nach oben. Ich bin ja schwindelfrei und auch nicht bange vor der Höhe und hatte mich daher zusätzlich mit Handy, Selfistick und Ansteckmikrofon ausgerüstet. Irgendwie müssen die Videos und Fotos ja entstehen… Etwas mulmig war mir schon, während Micha unten munter die Elektronik arbeiten ließ.
Bis zur Mastspitze reichte meine Leine leider nicht, aber ich konnte das Ende des Falls gut erkennen. Tatsächlich hatte sich der Schäkel geöffnet und baumelte am Leinenstopper vor sich hin. Grauslig wäre es gewesen, wenn sich die Leine in den Mast hinein verabschiedet hätte, so war aber die Rettung möglich. Erstmal durchatmen und den Ausblick genießen:
Wann hat man schon mal die Chance, so ein Foto von seinem Schiff zu schießen?
Blöd nur, dass sich das Puschelmikro löste, aufs Deck prallte und von dort ins Wasser flog. 😡 Micha erwischte es noch vor dem finalen Tauchgang, aber auch die Soforttrocknung im Reisbeutel konnte die beschädigte Elektronik nicht mehr wiederbeleben.
Dann doch lieber noch ein Blick in die Runde:
Ein Ab- und Wiederaufstieg später, erreichte ich das Fall mit dem Enterhaken und zog es mit nach unten. Geschafft. Wir haben sicher für reichlich Hafenkino gesorgt und, das Mikro lässt sich ersetzen.
Der mittlerweile kräftige Wind blies auch am Folgetag weiter. Zum Glück. Gemeinsam mit meiner Freundin Berit und Tochter Nina traten wir den zweiten “Hart-am-Wind-Feldversuch” an.
Und diesmal bestand CARLOTTA den Test
und ließ uns dynamisch durch die Wellen pflügen.
Dankeschön Mädels, war ein herrlicher Tag mit Euch!
Wir überließen anderen die weitere Action auf dem Wasser
und genossen das angenehme Hafenfeeling am Binnenmeer in Großenbrode. Unserem “Heimathafen” für die nächsten drei Wochen.
Das Video rund um diese Pfingsttage veröffentlichen wir dann in einem separaten Beitrag.
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