Lagos – und was im Video zu kurz kam

Dass wir unsere erste Nacht an der Algarve ankernd zugebracht und tatsächlich mal in Ruhe geschlafen haben, war der Beginn von ereignisreichen und wunderbaren zwölf Tagen in dieser Gegend.

Kaum lagen wir fest an unserem Liegeplatz in der Marina Lagos, hatten wir das Gefühl in einem perfekten Yacht-Urlaubsort angekommen zu sein. Zwar schickten wir zuerst noch einige besorgte Blicke hinüber zu der Restaurantmeile am Kai, aber, schnell war klar, dass wir in der aktuellen Nachsaison wenig Lärmbelästigung zu befürchten hatten. Die große “Fressmeile” ist nämlich in der Stadt – und die liegt auf der anderen Seite des Kanals bzw. der Marina.

Selbst dort, in den schmalen und verwinkelten Gassen, in denen sich eine Kneipe an die andere reiht, gefiel es uns. Auf jeden Fall befindet sich diese Gegend fest in englischer Hand, und man hört deutlich mehr englische Stimmen als deutsche. Selbst beim Friseur konnte ich mich so verständigen (jedenfalls gab es von Micha bei meiner Rückkehr keinen negativen Aufschrei 😉 ). Service in dieser Sprache wird hier groß geschrieben.

Wie schon im Video beschrieben, galt das besonders für den riesigen Werftbetrieb Sopromar, den wir auf der Suche nach technischer Ausrüstung regelmäßig besuchten. Aber auch für das Team bei der Autovermietung, äh, in unserem Fall, dem Motorradverleih. Eigentlich wollten wir ja alle Häfen an der Algarve mit dem Segelschiff abklappern, um das für uns beste Winterlager auszuwählen (von unserem ursprünglichen Plan, CARLOTTA in der Nähe von Faro an Land zu stellen, hatten wir nämlich Abstand genommen).

Eine Erkundungstour per Motorrad war eine erfreuliche Abwechslung und ein echter Perspektivwechsel. Micha hat ja seit über 25 Jahren keine eigene Maschine mehr, so dass wir zuletzt nur in Urlauben in diesen Genuss kamen. Und dann gleich eine BMW 310 GS – wow. Wir mussten im Hafen von Portimao erstmal ein paar obercoole Fotos von uns schießen:

In Alvor, dem kleinen Nachbarort von Portimao, genossen wir den Sonnenuntergang an der gemütlichen Restaurantmeile direkt vor der großen Mooringbucht.

Es war dann schon ein bisschen aufregend, im Stockfinsteren auf der Landstraße zurück nach Lagos zu fahren. Wiederum half die Nachsaison, so dass echt wenig Verkehr herrschte und unser erster Ausflugstag auf zwei Rädern entspannt zu Ende ging.

Am nächsten Vormittag erkundeten wir die beiden Landzungen am südwestlichen Ende Portugals. Zuerst die Klippen bei Sagres, deren eine Bucht wir ja aus der Ankerperspektive kannten.

Die andere Seite ist aber auch grandios anzuschauen.

Ein Hotspot für Wellenreiter

In unseren Augen total wahnsinnig, erschienen uns die Angler, die ihrem Hobby bzw. dem Fang ihrer Erwerbsquelle nachgingen. Ein rutschiger Felsen, ein bröckelnder Stein oder ein heftig ziehender Fisch…und schon ginge es abwärts.

Kein Entrinnen gab es für mich bei unserem zweiten Ziel an diesem Tag. Micha hatte schon vor Wochen gelesen, dass es die „Letzte Bratwurst vor Amerika“ auf der Klippe am Kap Sao Vincente gibt. Deutsche haben sich hier vor 25 Jahren mit einer Bude selbständig gemacht, importieren traditionelle Schlachterware aus Deutschland und treffen wohl den Nerv der Gäste. Es standen dort zeitweilig mehr Leute an, als vor dem Eingang zur Festung…

Gleich hinter der Bude näherten wir uns selbst mal der Felskante. Schon genial der Blick von hier oben:

Wir verließen die Küste und genossen das Kurvenfahren auf den engeren Straßen im Landesinneren.

Es war Zeit für einen Nachmittagskaffee, den wir uns in Bensafrim gönnen wollten. Der kleine, ursprüngliche Ort sollte drei Cafés haben, und eins war besonders empfohlen worden. Tja, Google-Einträge von „vor-Covid19“. Zwei Läden existierten nicht mehr, und der dritte war eher der örtliche Kneipentreff. Aber, er hatte eine Kaffeemaschine, frisches Gebäck und zwei Stühle, die wir uns auf der anderen Straßenseite in den Schatten stellen durften. Zwei Café com leite, zwei Cookies (und zwei Stühle… 😉 ) für ganze € 3,80!

Ein paar Motorrad-Kurven später erreichten wir in der Hügellandschaft oberhalb von Lagos den Stausee Barragem de Odiáxere. Da war doch noch erfreulich viel Wasser vorhanden und lud richtig zum Wandern ein.

Glücklich und rundum zufrieden mit den letzten 24 Stunden, gaben wir das Motorrad wieder ab und genossen, sowohl auf zwei Beinen

als auch von Carlotta und unserem Dinghi aus die Wasserseite von Lagos. An diesen Klippen konnten wir uns nicht satt sehen.

Auch DAISY hatte sich in diese Landschaft verliebt

Ein weiterer Ausflug fiel beinahe buchstäblich ins Wasser. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, per Schlauchboot aus dem Hafen, entlang des Kanals und von dort an den Strand zu fahren. Wozu den Kilometer zu Fuß zu laufen, wenn es auch (vermeintlich) einfacher geht?! Wir passen zu zweit ja gerade so samt Badetasche in das Dinghi, und der Torquedo hat ausreichend Power, um auch gegen ein paar Wellen anzufahren. Nun ja, wenn die nicht so hoch wären. Oder sich nicht so früh brechen würden… Das muss abenteuerlich ausgesehen haben, als wir vom Kanal um die Ecke in Richtung Strand fuhren. Da gab es nämlich die ersten hohen Wellenkämme. Und da wir mit denen so beschäftigt waren, dass wir keinen Blick für unsere weitere Umgebung hatten, rollte sich der Torquedo-Propeller schnell mal eine Anglerschnur ein 🙄 😯 . Ans Lostüdeln war nicht zu denken, da half nur ein beherzter Riss, und schon hatte der Angler einen freien Nachmittag.

Er nahm es zum Glück mit Leichtigkeit und war nicht sauer. Mann, war uns das peinlich! Und während wir noch zerrten, drückten uns die Wellen in Richtung Mole – aber gleichzeitig auch ins flachere und ruhigere Wasser. Wir haben uns dann etwas dem Brandungs-Wellenspaß hingegeben, hatten aber angesichts der bei auflaufender Tide ansteigenden Wellen keine Ruhe, länger am Strand zu liegen. Kurzerhand habe ich unser Boot im Bikini durch die ersten Wellenbrecher geschoben, Micha gab Gas, und ich sprang hinein. Puh, geschafft. Kenterfrei erreichten wir den Kanal und unseren Steg bei Carlotta.

Und das alles bei perfektem Sommerwetter. Kein Tag ohne blauen Himmel, kein Tag unter 27 Grad. Einfach nur großartig. Dazu nette Stegnachbarn, viele deutsche und englische Fahrtensegler, die in Lagos überwintern oder noch in Richtung Kanaren aufbrechen. Etwas Livemusik am Kai, gut sortierte Supermärkte in der Nähe und unendlich viel Zeit, für unsere Arbeiten am Boot.

Denn das Wichtigste war ja der Wechsel unserer Batterien von den alten Blei-Säure auf die neuen Lithium LiFePo4 mit integriertem Batteriemanagementsystem. Wer sich an frühere Artikel oder Videos erinnert, weiß, dass wir uns seit den spanischen Rias mit der Suche nach den idealen, zukünftigen Batterien beschäftigt haben. Bei dem deutschen Händler CS-Eletronic wurden wir online fündig, telefonierten mehrfach mit dem Geschäftsführer und waren dann vom Produkt überzeugt. Preislich hieß es erst, dass gar keine Rabatte gegeben würden, egal wie hoch der Umsatz sei. Wir entdeckten dann auf der Homepage einen 14Tage-alten Messerabatt von 5%, den wir dann doch noch bekamen und bestellten online während unseres Aufenthalts in Oeiras/Lissabon. Die Rechnung kam sofort, wir bezahlten umgehend und der Versand wurde gestartet. Zwei Tage später (!!) suchte Micha nochmals etwas auf der Homepage und entdeckte, dass die Batterien mittlerweile um 15% günstiger angeboten wurden 🙄 . Ja, das kann man als Verkäufer so machen. Die feine Art ist das aber nicht. Wir waren echt sauer und baten um entsprechendes Entgegenkommen. Darauf gibt es bis heute keine Reaktion.

Hätten wir innerhalb Deutschlands bestellt, hätten wir von unserem Stornierungsrecht Gebrauch gemacht. Da die Lieferung (Fracht mit Gefahrgut für über € 230,-) zu einer Marina nach Portugal ging und wir zügig weiter segeln wollten, war dem Verkäufer sicher klar, dass wir kaum retournieren konnten.

Im Beratungstelefonat hatte der Geschäftsführer noch vom engen Seglernetzwerk gesprochen, so dass er sich qualitativ keine Mängel leisten könne. Recht hat er. Sein Produkt mag gut sein, sein kaufmännisches und kommunikatives Verhalten ist es sicher nicht. Wir sprechen also mal klar keine Empfehlung für CS-Eletronic aus.

Das Thema „Orcas“ ließ uns leider auch noch keine Ruhe. Wir verfolgten weiterhin die Online-Meldungen und waren uns ziemlich sicher, dass die Tiere aktuell weder an der Algarve noch in der Bucht von Cadiz umher schwammen. Da selbst die Fischindustrie die hiesigen Stellnetze für den Thunfisch abgebaut hatte, gab es für die Blauwale sicher nicht genug Futter.

Aber, ab Februar halt wieder. Dann tummeln sie sich vorrangig vor Gibraltar und knabbern sicherlich neben den Thunas auch mal wieder Segelboote an. Immerhin wurde dieser Zeitvertreib dies Jahr dem Wal-Nachwuchs ordentlich beigebracht. Diesem Risiko wollen wir uns ab 2022 nicht mehr aussetzen und fahren daher schon jetzt im Herbst direkt ins Mittelmeer. Den Oktober verbringen wir sicher noch an der Algarve und im Raum Cadiz, und dann geht’s weiter nach Osten.