Blauer Himmel – und kein Ende in Sicht

Nun haben wir also das Meer gewechselt. Eigentlich keine große Sache, zumal wir dieses Jahr schon verschiedenste Meere befahren hatten. Angefangen mit der Nordsee über den Ärmelkanal bis in den Nordatlantischen Ozean (Ozean klingt schon ganz schön mächtig, gelle?), und dazu gehört schließlich auch die Biskaya, die nun wirklich nicht unerwähnt bleiben sollte.

Aber nun sind wir im Mittelmeer. Mittelmeer…das riecht nach Sonnencreme Delial (wer kennt sie nicht?? – 1980, so mit LSF 4… 😉 ) und nach Paella in Mal Pas. Es fühlt sich ein bißchen nach Sonnenbrand und heißen Sand unter den Füßen an. Und es sieht unfassbar klar und blau aus. Naja, bis auf die Sonnencrememarke gibt es das ja alles heute noch.

Aber im November? Da, wo es nachts auch schon mal unter zehn Grad kalt wird und wir morgens noch unter der kuscheligen Bettdecke knobeln, wer als erster raus muss, um die Heizung anzustellen. Und nicht den kleinen Heizlüfter vergessen, der uns das Bad in Sekundenschnelle in eine herrlich warme Wellnessoase verwandelt. Die Uhrzeit passt sich dann auch den morgendlichen Gepflogenheiten an: “Ist es schon 16 Grad?” und kennzeichnet damit die neue Masseinheit, die uns den Zeitpunkt für den zweiten Kaffee im Sonnenschein im Cockpit im T-Shirt (!) beschert.  Fein, fein. Delial brauchen wir tatsächlich nicht mehr, aber die Kraft der Sonne in dieser Jahreszeit in Andalusien ist wirklich beeindruckend. Und tut sooo gut!

Mit La Duquesa, unserem ersten Hafen im Mittelmeer, haben wir auch zu 90% die richtige Vorauswahl getroffen.

Nur drei Schritte vom Strand entfernt,

fand auch DAISY attraktive Motive.

Ansonsten ist es dort eher klein, gemütlich

und von liebevollen Details geprägt.

Mit schönen Wegen zum Flanieren:

Es gibt ein altes Kastell,

und fußläufig wirklich alles, was man so braucht. Wir haben für Sönke Röver und seine Homepage www.blauwasser.de einen Artikel verfasst, der zukünftigen Gastliegern als weitere Informationsquelle dienen kann. Wie schon im Video beschrieben, gibt es nur einen störenden Faktor in dieser Marina, und das ist die Unterströmung, die – noch von Gibraltar kommend – durch den Hafen fließt. Ruckdämpfer braucht man also dringend. Und wer nicht neben einer verlassenen Motoryacht mit verrosteten, stark quietschenden Stahlfeder-Ruckdämpfern liegt, hat Glück gehabt.

Während sich über Marokko ein heftiges Wetter zusammenbraute,

hatten wir nur leichte Winde und den Strand für uns alleine. Wie schon in der Überschrift vermerkt, war das Wetter an der Costa del Sol von tiefblauem Himmel und perfektem Sonnenschein geprägt.

Angelockt durch die verschiedenen Yachtshops und Werftbetriebe machten wir uns dann nach drei Nächten auf den Weg nach Puerto Banus. Kurze 16 Meilen tuckerten wir an der Küste entlang und waren wirklich gespannt, ob wir, so einfach wie gedacht, mit dem Bug anlegen könnten. In La Duquesa hatten wir das “römisch-katholische” Anlegen ganz klassisch mit dem Heck voran absolviert und waren über die Badeplattform auf den Betonponton an Land geklettert. Unsere Gangway – bestehend aus einem stabilen Brett – war uns dort nämlich keine große Hilfe.

Eigenartigerweise saß mir “römisch-katholisch” in den vorherigen Monaten wie ein kleines Schreckensgespenst im Nacken. Lag bestimmt an den vermeintlichen (äh, zu vermeidenden…) YouTube-Videos, die problematische Anlegemanöver bei Starkwind zeigen. Wir hatten ja aber gar keinen Stark- und/oder Seitenwind und konnten uns an die neuen Abläufe mit den Mooringleinen schnell gewöhnen. Dank an unsere Schiffsform, die aufgrund des schrägen Bugs mit Bugspriet und festmontierter Klappleiter, unser bevorzugtes Vorwärtsanlegen und -aussteigen ermöglicht. Unsere Nordship lässt sich nun mal rückwärts – wie viele Yachten – nicht so super steuern, und ihr hoher Aufbau könnte bei seitlichen Winden äußerst kontraproduktiv wirken.

Bei der Zufahrt erschien Puerto Banus ähnlich schnuckelig zu sein, wie unser vorheriger Hafen.  Auf den zweiten Blick bot aber dieser riesige Mast einen Vorgeschmack auf die Bootsgröße in der Marina und sein mondänes Umfeld an der Promenade. Im Hafenbüro kann man übrigens gleich für seine Landausflüge einen Porsche oder Helikopter mieten. Es handelt sich schließlich um einen Vorort von Marbella, der allerdings auf die dortigen Hochhäuser schlauerweise verzichtet hatte. Der Dichte an Luxus-Boutiquen und -Sportkarossen tut das aber keinen Abbruch. Genauso wenig wie dem entsprechenden Publikum. Unfassbar, wie häufig Reichtum mit schlechtem Geschmack kombiniert werden kann 🙄 . Bei über 22 Grad wurde ja Wintermode geshoppt und diese, u.a. in Form einer überdimensionalen Fellweste morgens mit alter Leggings und straßbesetzten Badelatschen beim Gassigehen mit der französischen Bulldogge ausgeführt (Kaugummi-kauend und mit Zigarette in der Hand natürlich). Hmm, merkt man mir mein Unbehagen an?? Ich war mehrmals versucht, vergleichbare Exemplare mit der Kamera festzuhalten, ließ es dann aber natürlich sein. Wir bevorzugen schließlich schöne Motive…

Sobald wir unseren Ponton betraten und Protz, Prunk und Schicki-Micki den Rücken kehrten, war die Welt wieder in Ordnung.

Urmel genoss sein Nickerchen

Der Hafen war erstaunlich ruhig (wenn man vom gelegentlichen Röhren der Porsche- und R8-Motoren absah) und richtig günstig. Wir zahlten nur € 17 pro Nacht! 🙂 – wofür wir an der Strandbar gerade mal 3,5 Cappuccino bekommen hätten…

Neben unseren Reparaturarbeiten am Bugstrahlruder und kleinen Pflege- und Verschönerungsarbeiten an Deck, nahmen wir uns Zeit zum Spazierengehen an der nordöstlichen Strandseite des Ortes. Immer mit Blick auf die ersten Berge der Sierra Nevada.

Herrliche fünf Tage verbrachten wir in Puerto Banus und fuhren dann weiter nach Osten. Fuengirola sollte der nächste Stop sein, wobei wir diesen Touristen-Hotspot schon von Land kennen. Vor einigen Jahren haben wir in den nördlichen Hügeln der Stadt Urlaub gemacht und uns Andalusien angeschaut. An den Hafen konnten wir uns nicht mehr erinnern…An die Hochhäuser schon noch, und dass alles reichlich touristisch aufgemotzt daher kommt.

Letztendlich war unser Aufenthalt in Fuengirola ausschließlich durch drei Dinge geprägt, wobei Letzteres leider die überlagernde Erinnerung bleibt. 1. ein guter Liegeplatz in einem geschützten Hafen, 2. nette englische, deutsche und südamerikanisch-spanische Bootsnachbarn und 3. ein extrem servicebefreites Mitarbeiterteam im Hafenbüro und auf den Stegen. Unfassbar ignorant, ziemlich überheblich und fast dumm-dreist.

Da wir uns aber nicht mit negativen Erinnerungen beschäftigen wollen, erspare ich Euch mal die Einzelheiten. Überraschend positiv dagegen war ein Restaurant vor unserem Ponton, in das ich allein aufgrund des Namens eigentlich nicht rein wollte. Wenn draußen “Ku’Damm” dran steht, kann eigentlich nur Touri-Nepp drinnen stecken. Oh, diese Vorurteile… Kaum hatte Micha auf der Speisekarte Currywurst mit hausgemachtem Kartoffelsalat entdeckt, nahm sein Magenknurren erhebliche Ausmaße an. Mir gingen die Gegenargumente aus. Dann die Überraschung: der Kellner war super gut drauf, und das Essen schmeckte klasse.

Uns zog es dann nach zwei Nächten weiter ostwärts. Und so richtig attraktive Fotomotive ergaben sich in Fuengirola ja nicht, aber, eins können wir Euch versichern: das BLAU des Himmels leuchtete auch dort mit unveränderter Intensität 🙂 🙂 .

 

61. Etmal am 4. November von La Linea/Gibraltar nach La Duquesa – 20 Meilen, davon 15 segelnd

62. Etmal am 7.11. von La Duquesa nach Puerto Banus – 16 Meilen unter Motor

63. Etmal am 12.11. weiter nach Fuengirola – 24 Meilen – davon 13 Meilen herrliches Kreuzen